Rezension

Interessanter Wissenschaftsthriller über künstliche Intelligenz

Hologrammatica
von Tom Hillenbrand

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im Jahre 2088 sieht die Welt anders aus, schöner, aber das ist nur oberflächlich, denn über alle Hässlichkeiten kann man holografische 'Folien' legen. Man kann so nicht nur die unschöne Aussicht verwandeln, sondern sogar sein Äußeres. Das muss man mit einer Binde kenntlich machen, seltsamerweise aber nicht, wenn man einen Scan seines Gehirns in ein anderes Äußeres, ein sog. Gefäß, hat transponieren lassen. Daher kann man nie sicher sein, ob die Person, mit der man es zu tun hat, echt ist oder nicht.

Hillenbrand entwirft da "… eine Gesellschaft, in der nichts mehr ist, wie es scheint." (243)

Mit diesen und noch anderen Schwierigkeiten muss Galahad Singh fertig werden, ein Quästor. Früher hätte man ihn Detektiv genannt, darauf spezialisiert, verschwundene Personen zu finden. Er ist der Ich-Erzähler, der oft stakkatohaft beschreibt, was er gerade tut und das manchmal in etwas unflätiger Weise. In seinen Ermittlungen geht er methodisch und systematisch vor und persönlich, nicht mit automatischen Suchroutinen.

Sein neuer Auftrag, die verschwundene Chefprogrammiererin und Kryptoanalytikerin Juliette Perrotte zu finden, bringt ihn mit der Problematik der künstlichen Intelligenz in Berührung. Diese hat keine moralischen Vorbehalte, was natürlich ungeahnte Gefahren birgt und in seiner Tragweite von den Menschen sicher nicht erfasst werden kann.

"Ziemlich waghalsig und unbesonnen, eine Technologie zu benutzen, obwohl man gar nicht genau weiß, wie sie funktioniert." - "Willkommen bei der Menschheit." (217)

Man braucht ein wenig, ehe man in diesem Roman 'drin' ist und das nicht nur wegen etlicher Fremdwörter und unbekannter Begriffe. Letztere werden zwar in einem Glossar hinten erläutert, aber oft wird innerhalb der Erklärung auf eine weitere verwiesen. Man muss anfangs sehr genau und konzentriert lesen, weil die Sachverhalte ein wenig schwierig sind. Das geht natürlich auf Kosten der Spannung, die erst nach etwa 100 Seiten zunimmt.

Das Ende empfinde ich als unbefriedigend, da Fragen offen bleiben und manches einfach abbricht. Man könnte denken, der Roman sei auf eine Fortsetzung angelegt.