Rezension

Interessantes Bildmaterial

Mythos Titanic - Wolf Schneider

Mythos Titanic
von Wolf Schneider

Bewertet mit 5 Sternen

Ein schmales Buch mit vielen Bildern, die damals in Zeitungen gedruckt oder in Fotoarchiven aufbewahrt wurden. Das Protokoll über das Ende des unsickbaren Schiffes erzählt, als würde man eine Dokumentation von National Geographic lesen anstatt im Fernseher ansehen. Anschaulich und chronologisch geortnet, eine schnelle Lektüre über ein grosses wahres Stück Weltgeschichte.

Der Schreibstil ist mitreissend, fesselnd, erzählend. Der Autor ist von der Titanic fasziniert und persönlich sehr interessiert an dem Geschehniss. Das ist nicht nur seiner Recherche nachzuweisen, sondern hört man auch im Schreibstil. Der Autor spielt mit Worten, beschreibt die Atmosphäre sehr anschaulich und detailliert, verliert sich jedoch nicht in den vielen Fakten und überreizt die Einzelheiten auch nicht, sei es um zu beschönigen oder um dramatischer zu wirken.

Das Bildmaterial ist zahlreich und mit vielen Nachweisen aus echten Zeitungsberichten oder sind Fotografien, die für die Nachwelt geschossen wurden, jedoch ohne zu wissen, welches Schicksal das Schiff noch ereilen würde und welchen Wert ebendiese Fotos bekommen würden. Schwarzweisse Aufnahmen von diversen Innenräumen des Schiffes, wie z.B. Restaurants, Rauchsalon, Promenadendeck und die Schornsteine. Aber auch Portraits der Musiker der berühmt gewordenen Orchester das bis zuletzt gegen die Kälte fidelte, der Kapitän, der schon zuvor mit anderen Schiffen Unglück hatte oder Fotos von Milliardären und ihren Frauen, die aus sturem Anstand ein Gentleman zu sein oder auch naiver Gelassenheit auf kein Rettungsboot mehr gelangen und mit all dem Luxus der Titanic untergingen.

Natürlich werden viele Leser das Buch und die Beschreibungen und Fotos darin mit dem Film vergleichen, sich daran erinnert fühlen und Leonardo di Caprio und Kate Winslet in einzelnen Scenzen einsetzen. Die Liebesgeschichte ist jedoch nicht Teil dieser Geschichte, hier geht es um die nackten Fakten, genaue Zeitangaben der Funkmeldungen, Protokoll der Ereignisse rekonstruiert nach Interviews mit Überlebenden und wissenschaftlichen Analysen der gesundenen Schiffsteile.

Mich hat das Buch sehr interessiert, nicht weil ich grosser Titanic-Fan bin oder den Film liebe, auch wenn ich ihn schon mehrmals gesehen habe. Nicht, weil ich das makabre Bedürfnis habe, mich an dem traurigen Schauspiel zu ergözen, sondern einfach, weil mich die Rekonstruktion des ganzen Prozesses, die Aneinanderreihung von Fehlern, die Hintergrundinformation zu einzelnen Geschichten und natürlich die Bilder sehr interessierten. Ein Stück Geschichte für Zwischendurch und Bilder, um dir immer mal wieder klar zu werden, dass der Mensch zwar Grosses schaffte und immer noch schafft, doch die Natur immer stärker bleibt. Wie klein und gleichzeitig grossartig der Mensch sein kann, und welcher Konsequenzen kleinste Entscheidungen innerhalb Sekunden haben können.
 

5 / 5 Sterne