Rezension

interessantes Gedankenspiel

Und Gott sprach: Wir müssen reden! - Hans Rath

Und Gott sprach: Wir müssen reden!
von Hans Rath

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jakob Jakobi ist schon seit längerem das schwarze Schaf der Familie: Seine reiche Frau hat ihn verlassen, seine psychotherapeutische Praxis läuft seitdem nicht mehr, weil er auf Paartherapie spezialisiert war und weil er dadurch ziemlich pleite ist, behandeln seine Mutter und sein beruflich sehr erfolgreicher Bruder wie ein kleines Kind, das nichts hinkriegt. Nach einem Streit mit seiner Ex begegnet ihm Abel Baumann, ein Zirkusclown, der ihn um ein Gespräch bittet. Eigentlich ist er nämlich kein Zirkusclown, sondern Gott - zumindest hält er sich dafür. Und Gott hat große Probleme, denn er leidet quasi an Alterserscheinungen. Abgesehen davon, dass Gott gut zahlt und er gerade eh nichts anderes zu tun hat, findet Jakob Abel interessant und nimmt sich seiner an. Doch schon bald weiß Jakob nicht mehr, ob er einen Menschen mit einer schwerwiegenden Persönlichkeitsstörung vor sich hat, oder wirklich Gott...

Als mein Papa mir dieses Buch in die Hand gedrückt hat, wusste ich erst mal nicht, was ich von der Thematik halten sollte und bin also ohne große Erwartungen an dieses Buch herangegangen - und es hat mich sehr positiv überrascht. Allein dadurch, dass Jakob selbst erst einmal klarkriegen muss, wie er damit umgehen soll, dass sein Klient sich für Gott hält und sich dadurch mit seinem (nicht vorhandenen) Glauben an Gott auseinandersetzen muss, wirft das Buch viele Überlegungen auf, die ich sehr interessant finde. Dazu kommen die Selbstzweifel, die Gott selbst hat, deren Ursprung in der durchaus richtigen Feststellung liegen "Schick den Menschen einen Gott, und sie werden schon einen guten Grund finden, ihn ans Kreuz zu nageln." (S. 126).

Schon die Überschriften der Kapitel stellen eine Aussage über das Kapitel und Gott dar - ohne vorab zuviel zu verraten, wie z.B. Kapitel 1 "Gott ist komisch". Ich muss sagen, dass diese Überschriften mich auch beim Weglegen des Buches oft noch begleitet haben. Sollte Hans Rath dies im Hinterkopf gehabt haben, dann ist es ihm bei mir gelungen.

Das Buch liest sich sehr flüssig, man kann es aber auch gut mal an die Seite legen. Leider hat es trotz seiner Kürze (270 Seiten) eine kleine Länge, bevor es ins Finale geht. Das fand ich ziemlich schade, weil es vorher bei allen Überlegungen immer sehr lebendig und auch lustig zugeht. Die Figuren kann man sich gut vorstellen, man nimmt ihnen auch ihre Veränderungen ab.

Fazit: Ein interessantes Buch über Glauben, nicht-Glauben und den Lauf des Lebens.

 

Reihenfolge:

1. Und Gott sprach: Wir müssen reden!

2. Manchmal ist der Teufel auch nur ein Mensch