Rezension

Interessantes Magiesystem und einzigartiges Worldbuilding

Berg der Macht - Robert Corvus

Berg der Macht
von Robert Corvus

Bewertet mit 4 Sternen

Inhaltsangabe:

„Berg der Macht“ – der Titel ist Programm, denn das Gestein des Berges Ianapat ist durchzogen mit Magie und verleiht dem Adel ewiges Leben. Doch dazu müssen die Adligen sich von ihrem Körper trennen, da nur die Seelen als Geister in den Berg einziehen dürfen. Und die Geister halten die Fäden in der Hand, sie gebieten über die Adelshäuser und drücken diesen ihren Willen auf. So werden unter den Lebenden Bündnisse besiegelt und etliche Fehden ausgefochten. Graf Golar ist als nächstes an der Reihe den Weg in die Ewigkeiten des Berges anzutreten, doch scheint er noch nicht bereit dazu. Auch seine Tochter hegt eigene Pläne und trotz den Traditionen einer politischen Ehe. Doch was hat es mit dem Maler Quilûn auf sich, den der Graf als Jungen unter seine Fittiche nimmt um die Schönheit der Welt in wahren Kunstwerken festzuhalten, die später die Geister des Berges erfreuen sollen. Und was ist mit den Magiern?

 

Meine Meinung:

„Berg der Macht“ von Robert Corvus ist ein Fantasy-Epos mit interessantem Setting und wunderbarem Worldbuilding. Es ist der Auftakt der Reihe „Gezeiten der Macht“.

Der Autor vermag über einen leicht verständlichen, aber sehr lebendigen Schreibstil seine Leser bei Laune zu halten, indem er mit einfachen Mitteln einen konstanten Spannungsbogen aufrechterhält.
Scheinen die Erzählstränge zunächst ein wenig komplex, da die Geschichte stets im Wechsel aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert wird und man somit immer nur stückchenweise den einzelnen Handlungen der Personen folgen kann, so verknüpfen sich diese doch nach und nach zu einem großen Ganzen. Der Einstieg gleicht dabei eher einem historischen Roman, dessen Welt in kleinen Details beschrieben wird, bevor die wirklich wichtigen Handlungen nach einem Zeitsprung voranschreiten. Mit der Zeit reifen nicht nur die Charaktere, auch die Welt verändert sich.

Völlig beiläufig lässt Robert Corvus dabei eine Vielzahl kleiner nicht ganz unbedeutender Details, die wichtige Informationen zum Hintergrund der Geschichte und die Macht des Berges Ianapat beinhalten in die alltäglichen Handlungen und Beziehungen der Menschen mit einfließen. Denn der Stein des Berges bedeutet die Grundlagen für die Macht. In seinem Inneren befinden sich die „Gärten der Unsterblichen“, diese den Geistern der verstobenen Adligen die Ewigkeit mit der Schönheit des Lebens in Form von wahrer Kunst vertreiben sollen. Doch auch ist das Berggestein von Magie durchzogen.

Diesen Aspekt fand ich besonders schön, da Magier hier nicht einfache Akademiker sind, die Bücher wälzen und fade Zaubersprüche aufsagen, sondern eher Handwerkern gleichen, die ihren Beruf hart erlenen müssen. Man muss ein Händchen dafür haben. Um genauer zu sein, sie sind Steinmetze, die die Magie aus den Steinen herausschlagen, sich dieser annehmen und die Magie darin somit lenken können. So entstehen beispielsweise auch ganz spezielle Krieger aus Stein – die Imagolems.

So haben wir neben einem sehr interessanten Magiesystem, dessen Hintergründe in Verbindung zwischen dem Berg, der Geister und den Machtverhältnissen, die doch einige offene Fragen aufwerfen, welche nur in kleinen Puzzlestückchen beantwortet werden und viel Spielraum für die weiteren Folgebände bietet, die typischen Elemente von fiesen Intrigen und Machtkämpfen, gepaart mit Dekadenz und Adelsverflechtungen einzelner Häuser. Denn das Ende des ersten Bandes endet in einem gemeinen Cliffhanger.

Der Roman bietet eine Vielzahl an Charaktere, die es wie gesagt zunächst ein wenig unübersichtlich macht und man nicht wirklich schließen kann, wer Hauptprotagonist ist und wer nur Nebendarsteller. Doch gibt sich dies im weiteren Verlauf der Handlungen, da ihre Stränge ineinander überlaufen und ein jeder seinen Teil dazu beiträgt. Ranghohe Adlige, vertriebene Rebellen und Magier – all jene sind facettenreich gezeichnet und nicht einfach nur schwarz oder weiß.

So haben wir z. B. Graf Golar von Haus Schneegrund. Ein weiser, herzensguter Mann, der den Dingen oft voraus ist, den jedoch irgendetwas davon abhält, abzudanken und als Geist in den Berg einzuziehen. Seine Tochter Semire von Schneegrund steht ihrem Vater in nichts nach. Sie ist gewiss nicht die gewöhnliche Adelstochter, dickköpfig und mit großem Kampfesgeist trotzt sie den Regeln der Etikette und den Traditionen. Sie ist selbstbestimmend und birgt so manches Geheimnis, das zu entblättern es noch gilt. Quilûn, ebenfalls in Semires Alter, wurde als Junge vom Graf in dessen Obhut genommen, da dieser seinen Blick für das Besondere zu schätzen weiß und seine Kunst fördert. Denn Quilûn ist Maler und vermag es Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind. Schönheit liegt eben im Auge des Betrachters und auch nicht so schöne Dinge können eine besondere Faszination ausüben. Aber auch Kyrin, eine junge Magierin ist ein Mündel Golars und geht ganz eigene Wege, die sie das Leben kosten könnten.

 

Fazit:

„Berg der Macht“ von Robert Corvus ist der Auftakt der Fantasy-Reihe „Gezeiten der Macht“. Den Leser erwartet ein Magiesystem der besonderen Art in einem interessanten Setting und einzigartigem Worldbuilding. Zudem wartet die Geschichte mit facettenreichen Charakteren, diversen Machtkämpfen und verehrenden Kämpfen auf. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung!