Rezension

Interessantes (Tabu-)Thema, Umsetzung hat aber Schwächen

Happy End - Nina Sedano

Happy End
von Nina Sedano

Bewertet mit 3 Sternen

Mich hat es wirklich gefreut, dass Nina Sedano ein Buch zu dieser Thematik veröffentlicht hat, denn es wurde ja schon über vieles geschrieben, aber die wunderbare Welt des Klos wird bislang doch recht stiefmütterlich behandelt - wir Deutschen mögen halt einfach keine Tabuthemen, dabei ist das, was wir auf der Toilette tagtäglich mehrmals tun, das Natürlichste der Welt.

Irgendwie habe ich ja einen besonderen Bezug zu dieser Thematik. Als Besitzerin einer - wie meine Mutter so schön sagt - "Konfirmandenblase" bin ich auf ewig dazu verdammt, gefühlt alle fünf Nanosekunden ein stilles Örtchen aufzusuchen und kann also ziemlich gute Tipps geben, wo ihr in San Francisco, Luxor oder Athen kostenlos aufs Töpfchen gehen könnt.

Und nun hat es sich also die Autorin, bekannt als "Ländersammlerin", zum Ziel gemacht, auf ihren vielen Reisen auch die wunderbare Welt der Sitzkeramik zu erforschen. Kleine Anekdoten von Frau Sedanos Reisen wechseln sich ab mit Faktensammlungen. Letztere waren mir aber manchmal wirklich zu ausschweifend.

Bereits mit dem ersten, über 30 Seiten langen historischen Überblick über die Entwicklung der Toilette hat es die Autorin geschafft, mir zum Einstieg gleich mal wieder die Begeisterung für dieses Buch zu vergrätzen. Ich bin ja generell ein geschichtlich interessierter Mensch, aber dieses Kapitel war einfach nur schrecklich langweilig. Daten an Daten wurden da unaufgeregt heruntergeleiert, und als ich durch das Kapitel durch war, habe ich erstmal erschöpft aufgeatmet.

Ein paar Sachen aus den Faktensammlungen waren aber ganz nett, z. B. Tipps zu "abortigen" Sehenswürdigkeiten oder das kleine ABC zum Thema "Umwelt, Hygiene etc.". Bei manchen Sachen konte ich noch etwas lernen. Manche waren vielleicht nicht ganz so informativ, dafür aber unterhaltsam wie z. B. Todesfälle auf der Toilette. Dann gab es aber leider auch so einige Kapitel, die ich weder witzig noch informativ, sondern einfach nur langweilig und/oder überflüssig fand. Da wären z. B. die Klowitze, die einfach nur schlecht waren. Es war sogar ein Klein Erna-Witz dabei, was mir echt weh getan hat. Auch die Klosprüche waren wenig prickelnd. Hat die Autorin ernsthaft Klowände gesehen, an denen Dinge wie "Von Flower-Power zum flauen Bauer!" oder "Lieber Anneliese als Angina! Lieber Ute statt Plastik!" standen?!

Die Erlebnisse der Autorin dagegen hatten für mich viel mehr Charme und Reiz, wenn auch nicht jede Geschichte so wirklich 100%ig den Lokus im Fokus hatte. (Sorry, Frau Sedano hat mich mit ihren Wortwitzen angesteckt.) Diese Anekdoten haben es für mich wieder rausgerissen, sie waren aber leider immer recht kurz (ca. 2-4 Seiten).

Ein erhebliches Manko sind für mich die fehlenden Bilder. In diesem Buch findet sich kein einziges Foto, was sich bei diesem Thema doch wirklich angeboten hätte. Da wird von irgendwelchen besonders tollen oder ekligen WCs in aller Herren Länder erzählt, aber auf ein Bild wartet man leider vergeblich.

Mein persönliches Fazit: Eine mutige Themenwahl, die leider nur mittelmäßig umgesetzt wurde. „Happy End“ eignet sich hervorragend als Klolektüre für zwischendurch, denn die Reiseberichte sind passenderweise circa eine Sitzung lang, und die Faktenkapitel können gut häppchenweise gelesen werden. Ich mag Nina Sedanos Schreibstil und kann mir gut vorstellen, weitere Bücher von ihr zu lesen - dann aber lieber Reiseberichte von der Ländersammlerin und keine Auflistungen der Faktensammlerin.