Rezension

Interessantes Thema, emotionslose Umsetzung

Im Schatten des Schleiers - Maryam Heidari Ahwazi

Im Schatten des Schleiers
von Maryam Heidari Ahwazi

Das Thema dieses Buches interessierte mich sehr, daher freute ich mich riesig es im Zuge einer Leserunde auf lesejury.de lesen zu dürfen. Das Cover mit den geheimnisvollen, aber doch ausdrucksstarken Augen und dem verschleierten Gesicht versprach ein zum Thema passendes emotionales Buch, aber leider dann schwach umgesetzt.  

Ich tue mich etwas schwer damit, das Buch zu kritisieren, da es sich um einen Erfahrungsbericht handelt und Maryam für sie schwere Zeiten durchgemacht hat, aber ich beurteile ja nur das Buch und nicht ihre Erfahrungen. Bei diesem Thema hätte ich doch mehr Emotionen in dem Buch erwartet, da ich mir nicht vorstellen kann, dass solche Erfahrungen völlig emotionslos an einem vorbei gehen, aber vielleicht ist es Maryams Art mit dem erlebten klar zu kommen und es zu verarbeiten.

Aber jetzt zum Buch: Maryam Heidari Ahwazi schreibt und verarbeitet in diesem Buch ihre Erlebnisse in ihrer Heimat im Iran und erzählt über ihre Flucht aus der Heimat. Wir erfahren wie Ihre Kindheit im islamisch geprägten Land verläuft und sie im Laufe des erwachsen werden`s durch diverse Einflüsse zum katholischen Glauben findet. Sie findet Halt im katholischen Glauben, muss ihn aber selbst vor ihrem Ehemann verheimlichen. Sie wird sogar verhaftet und geht eine Zeit lang ins Gefängnis. Wieder entlassen flieht sie mit ihrer Familie und findet in Deutschland ein neues Zuhause. 

Ich lese sehr gerne Erfahrungsberichte und leide fast immer mit den Protagonisten der Bücher entsprechend mit. Mitunter kommen mir sogar die Tränen, wenn in den Berichten entsprechende Emotionen frei gesetzt werden. Leider fehlten mir selbige Momente in diesem Buch komplett. Bei dem Thema und dem Martyrium, welches Maryam durchlebte hätte ich da viel mehr erwartet. Durch den Schreibstil des Buches kam mir das Erlebte im Gegenteil eher harmlos vor - und das ist es ja nun wahrlich nicht. Die Autorin hat es leider nicht geschafft mich mitzureißen und bei mir entsprechende Emotionen aufzubauen. 

Die kurzen Sätze gefielen mir gar nicht, da es für mich etwas wirr wurde, weil die Sätze teilweise auch unzusammenhängend aneinandergereiht wurden. Den Aufbau in kurze Kapitel fand ich wieder sehr gut, da man so in der Geschichte drin blieb und die einzelnen Erlebnisse voneinander abgegrenzt wurden. 
Am wenigsten gefallen hat mir, dass der Abschnitt wie sie zum christlichen Glauben fand einen zu großen Teil des Buches einnahm und zum Beispiel die Flucht nur einen ganz kurzen Abschnitt - dadurch erschien die Flucht harmlos und als Leser hat man das Gefühl, dass selbige innerhalb weniger Tage erledigt war. Und sie war doch bestimmt wochen- wenn nicht gar monatelang unterwegs und harmlos war die Flucht bestimmt auch nicht. 

Als Fazit kann ich nur sagen: ein Buch über ein interessantes und ernstes Thema, leider schwach umgesetzt. Wenn ich die Lage von Maryam nicht aus den Medien und auch durch Gespräche mit Flüchtlingen in unserer Region einschätzen könnte, würde ich nach diesem Buch den Ernst der Lage von Frauen in islamischen Ländern völlig falsch einschätzen und denken, es ist doch alles gar nicht so schlimm.