Rezension

Interessantes und recht utopisches was-wäre-wenn

Die Republik -

Die Republik
von Maxim Voland

Bewertet mit 3 Sternen

Gustav Kuhn, Oberst bei der Stasi und Roland Kandwitz, ein bekannter Journalist, genießen ihre Mittagspause bei Sonnenschein, Goldbroiler und Würzfleisch auf einer Dachterrasse im Zentrum Berlins. Sie philosophieren über die kurzfristigen Unruhen im Herbst 1989 und reden über persönliche Probleme, da erreicht weiter unten in den Straßen eine Giftgaswolke die Innenstadt. Auch in der kleinen westdeutschen Enklave West-Berlin breitet sich das Giftgas aus und die westlichen Agenten, die dort ihren Standort haben versuchen panisch herauszufinden, woher die giftige Wolke kommt, woraus sie besteht und vor allem ob sie einem Unfall oder einem Attentat entstammt. Mit ziemlich ähnlichen Fragen beschäftigen sich die Mächtigen in der DDR.

Ich muss zugeben, dass mir das Lesen von Die Republik unerwartet schwer fiel. Ich lese gelegentlich mal Science Fiction, aber das ist dann alles in sehr weit entfernt Zukunft oder aber in den Tiefen des Weltraums und ich kann nicht wirklich etwas damit verbinden weil es weit weg von meiner Lebensrealität ist. Bis zum Beginn dieses Romans war mir nicht bewusst, wie wichtig diese Distanz beim Lesen für mich ist.

Kerngeschichte

Der Kern der Geschichte ist spannend erdacht und ebenso spannend erzählt. Diplomaten und Agenten auf beiden Seiten stochern gehörig im Nebel um den Dingen auf den Grund zu gehen. Soweit ist Die Republik eine Geschichte die mich fesselt, denn ich liebe gute Agentengeschichten - abseits von James Bond und dem Tamtam - wirklich sehr. Das hat auch hier, dank des sehr eingängigen Schreibstils des Autors, super funktioniert.

Weltbild

Wovon ich mich tatsächlich nicht trennen konnte, war mein offenbar recht festgefahrenes, Weltbild. Natürlich hätte die DDR weiter existieren können und sich sicher auch erweitern können - und da der Mensch sich an alles gewöhnt, hätten sich auch alle Menschen irgendwann an Stasi und Co. gewöhnt. Solange die Menschen satt und einigermaßen zufrieden sind, wird eher selten aufbegehrt - wenn doch, kann man wie in China mit drakonischen Strafen dagegen vorgehen. Eine Vorstellung, die mir überhaupt nicht gefällt.

Ambivalent

Insgesamt fand ich das Buch sehr ambivalent - ich mochte den Krimipart mir seinen Agenten und Geheimnissen, aber ich konnte den geschilderten Staat und einen großen Teil der vorgestellten Personen einfach nicht leiden. Ja, ich kenne natürlich Würzfleisch und weiß. was ein Grilletta ist - aber das reichte nicht, um Sympathien aufzubauen. Aus meiner sehr subjektiven und sicher sehr westlichen Sichtweise ist und war der Stasi-Apparat nicht akzeptabel und ich gehe davon aus dass es den meisten ehemaligen DDR-Bürgern ebenso geht.

Mein Fazit:

Die Republik lässt mich einigermaßen ratlos und zwiegespalten zurück. Ich mochte den Krimianteil - aber leider nicht den Rest der Geschichte.