Rezension

Interessantes Zeigzeugnis

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm -

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm
von Ulrike Schweikert

Bewertet mit 5 Sternen

Luise, Ilse, Johannes, Robert und Ella – sie kennen sich von klein auf. In den 1920er Jahren beginnt diese schicksalhafte Erzählung mit Rückblenden in die Kindheit. Ella steht aufgrund ihrer einfachen Herkunft immer ein wenig abseits, trotzdem verlieren sie nie so ganz den Kontakt zueinander, auch wenn ihnen der Erste Weltkrieg gehörig in ihrer Lebensplanung dazwischenfunkt.

Ulrike Schweikert hat ein gelungenes  Porträt einer Gesellschaft vorgelegt, deren junge Nachkommen aufbegehren, nicht in den alten Mustern und Rollen leben, sondern ihren Weg selbstbestimmt gehen wollen. Als Frau will sie sich behaupten ohne Ehemann im Hintergrund, den lesbischen Neigungen nachgehen, die bürgerlichen Normen durchbrechen. És sind die Ausnahmen, nicht jedem und jeder ist ein Leben jenseits dem Üblichen gegönnt. Und doch ist der Hunger nach Leben ist da, sie wollen sich amüsieren.

Der Krieg gerade mal vorbei, sind die Nationalsozialisten schon sichtbar. Neben viel Hunger und Elend ist auch die Glitzerwelt mit ihren Stars zu erahnen. Sowas wie Nebenrollen spielen hier Erich Kästner, Marlene Dietrich und noch so einige der damaligen Berühmtheiten. Das Schicksal zweier Familien, die Emanzipation der Frau einerseits und die alleinerziehende Mutter, das uneheliche Kind andererseits. Der aufstrebende Akademiker gegen das Schicksal eines Kriegsversehrten.

Ein interessantes Zeitzeugnis, ein einzigartiges Bauwerk,  das ich sehr gerne weiterempfehle.