Rezension

Internatsroman für Erwachsene

Die Schule am Meer - Sandra Lüpkes

Die Schule am Meer
von Sandra Lüpkes

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Schule am Meer“ handelt von einem Internat auf Juist, welches es tatsächlich gegeben hat. Dort wurde für die 20er Jahre (und eigentlich auch für die heutige Zeit) ein sehr moderner pädagogischer Ansatz verfolgt. Die Schüler durften die Lehrer mit „du“ ansprechen, es wurde viel Zeit in der Natur verbracht und der Fokus lag auf musikalischer und sportlicher Ausbildung. Da bereits ganz am Anfang die Familie eines neu ankommenden Lehrers mit Judenhass konfrontiert wird, hatte ich angenommen, dass es in diesem Buch vor allem darum geht, wie der Nationalsozialismus auf Juist eingezogen ist und welche Auswirkungen dies auf das Internat hatte. Tatsächlich war das nur ein Randthema, dass erst gegen Ende an Wichtigkeit gewann. Der Fokus liegt hauptsächlich auf dem Leben der Schüler und Lehrer. Ich habe als Kind Internatsromane geliebt und für mich kamen bei „Die Schule am Meer“ Hanni und Nanni Vibes auf. Heimweh, erste Liebe, geheime Treffen um Mitternacht, Mutproben... darüber zu lesen hat mir Spass gemacht, weil ich mich wie gesagt an die Romane meiner Kindheit erinnert fühlte.

Des Weiteren beschäftigt sich das Buch mit einigen Erwachsenen, wie den Lehrern und dem Dorfbewohner Gustav Wenniger, der eine zweifelhafte Karriere hinlegt.

„Die Schule am Meer“ ist vor allem eine tragische Geschichte. Es gibt Momente der Ausgelassenheit aber überwiegend ist das Leben der Protagonisten nicht leicht. Das Klima ist rau und die Ambitionen des Schulleiters kosten immer mehr Geld. Auch Krankheit und Tod suchen die Insel heim. Mit knapp 600 Seiten ist das Buch ein richtiger Wälzer. Manchmal habe ich Lust auf so dicke Romane und Sandra Lüpkes gelingt es wunderbar so interessant zu schreiben, dass mir niemals langweilig wurde. Die Einzelschicksale der verschiedenen Charaktere werden wunderbar zu einem stimmigen Gesamtbild verflochten. Ich war richtig traurig, als ich auf der letzten Seite ankam. Insbesondere über Moskito, Anni, Marja und Zuck hätte ich noch lange weiterlesen können.