Rezension

Intrigen, wo das Auge hinblickt

Marlow - Volker Kutscher

Marlow
von Volker Kutscher

Bewertet mit 5 Sternen

Gewohnt fundiert und spannend schreibt der Autor Volker Kutscher seinen mittlerweile siebten Gereon-Rath-Roman, der dieses Mal im Sommer 1935 angesiedelt ist, dem Jahr, in dem die berüchtigten "Nürnberger Gesetze" auf dem dort stattfindenden Reichstag verkündet wurden, welcher im Roman eine nicht ganz unbedeutende Rolle spielt.

Eher zufällig gerät Oberkommissar Rath in einen brisanten Fall. Bei einem Verkehrsunfall sterben ein Taxifahrer und sein Fahrgast, der zunächst nicht identifiziert werden kann. Rath, in der Mordkommission faktisch kaltgestellt, wird zum Unfallort beordert und findet im Auto eine Aktentasche des Fahrgasts, in der sich Dokumente mit dem Stempel "Geheime Reichssache" befinden. Um sich Ärger zu ersparen schickt Rath diese ungelesen weiter an den vorgesehenen Adressaten. In der Unfallsache selbst stößt er auf einige Ungereimtheiten. Der Fahrer hatte einen Hirntumor, was als Auslöser des Unfalls durchgehen könnte, der Fahrgast entpuppt sich als ein höheres SS-Mitglied, welches sich unter einem falschen Namen an die Sekretärin Görings herangemacht hatte, die wiederum kurze Zeit später selbst zum Opfer eines Verkehrsunfalls wird. Und warum hat die Witwe des Fahrers plötzlich Geld, wo die Familie zuvor am Hungertuch nagen musste?

Raths alter Vorgesetzter, der ehemalige Kommissar Böhm, der nun gemeinsam mit Charly, Raths Gattin, eine Detektei betreibt, erfährt von dem Fall und stellt Parallelen zu einem frühreren fest, sein Verdacht: Todkranke werden als Killer eingesetzt, um missliebige Personen zu töten, was im Nachhinein als Unfall durchgeht. Teils gemeinsam, teils gegeneinander ermitteln nun Rath, Böhm und Charly in dieser Angelegenheit, die sie in Verstrickungen höchster Nazikreise und Profiverbrecher verstrickt. Dabei wird auch ein Geheimnis aus Charlys Vergangenheit geklärt.

Der Roman "Marlow" spielt vor dem Hintergrund der Machtkämpfe innerhalb der zweiten und dritten Garde der Nazis, der sogenannten Paladine, die sich in Hitlers Glanz sonnten und ansonsten eifersüchtig darauf achteten, das niemand sie an Rang übertraf. In diesem Sinne gab es tatsächlich ein munteres Hauen und Stechen, welche die Vorlage zu den Intrigen im Roman abgibt. Rath selbst gerät mehrfach in den Fokus der SS, seine kleine Familie muss am Ende ebenfalls leiden. Und er selbst sieht sich für die Zukunft einem weit mächtigerem Gegner als dem Berufsverbrecher Marlow ausgeliefert.