Rezension

Irakkonflikt aus ungewöhnlicher Perspektive

Palast der Miserablen - Abbas Khider

Palast der Miserablen
von Abbas Khider

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman "Palast der Miserablen" spielt während des ersten und zweiten Golfkriegs bis zum Irakkrieg 2003. Abbas Khider erzählt darin von Shams Hussein, der zunächst in einem Dorf im Süden des Iraks lebt, aber bald mit seiner Familie nach Bagdad flieht - und dort in einem Slum landet. Jedes Kapitel teilt sich auf in einen Teil aus der Kindheit und Jugend von Shams und einen kürzeren Teil aus seiner Perspektive als Gefangener Saddams. Abbas Khiders Schreibstil ist fesselnd und liest sich angenehm flüssig.

Die Erzählung aus der Perspektive eines Kindes ist dabei besonders interessant - als Junge erfasst Shams gar nicht richtig, in was für einer schlechten Situation seine Familie sich befindet, er kennt auch gar nichts anderes. Auch die Flucht nach Bagdad scheint er zunächst eher als Abenteuer zu verstehen, selbst dann, als die Familie sich ein notdürftig aus Müll zusammen gezimmertes Haus im Blechviertel bauen muss. Seine ältere Schwester versteht die widrigen Umstände schon etwas mehr. Auch in die Unterdrückung durch den Staat gewinnt Shams nur ganz langsam Einblick. Er will seine Familie unterstützen und gerät dabei in die Fänge von Saddams Regime. Warum genau Shams so viel riskiert, um Bücher zu lesen und verbotene Werke vertreibt, wird nicht ganz überzeugend dargestellt - vielleicht eine kleine Schwäche des Buchs.

Trotzdem ermöglicht "Palast der Miserablen" einen Einblick aus ungewöhnlicher Perspektive in die konfliktreichen Jahre unter Saddam Hussein im Irak. Wer über diese Zeit aus einer "nicht-westlichen" Sicht lesen möchte, dem empfehle ich diesen Roman gerne weiter.