Rezension

Ironie pur

Nehmen Sie am Saturnring die dritte Ausfahrt - Thomas Kowa

Nehmen Sie am Saturnring die dritte Ausfahrt
von Thomas Kowa

Bewertet mit 3.5 Sternen

"...Früher hatte man einen automatischen Warnruf ins All gesendet, doch die Gattung der Menschen war dafür bekannt, selbst die größten Risiken zu ignorieren. Man musste sich nur mal ihren Planeten anschauen..."

 

Das Buch enthält 10 Kurzgeschichten, die von unterschiedlichem Inhalt sind. Ihre Länge schwankt zwischen 3 und 10 Seiten.

Bei der Gestaltung der Themen aus dem SF-Bereich beweist der Autor trotzder Kürze der Geschichten erstaunlich viel Phantasie.

Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die dritte. Die Wissenschaftler der Andromeda-Galaxis haben auf der Erde ein soziologisches Experiment gestartet. Außerdem lassen sie die Terraner glauben, dass sie die einzigen vernunftbegabten Lebewesen im All sind. Einen besonderen Effekt hatte die Geschichte dadurch, weil sie mich als Leser ermunterte, das Vorhaben der Außerirdischen und ihre Zielvorstellung vor Tausenden von Jahren mit dem heutigen tatsächlichen Leben auf der Erde zu vergleichen.

Obiges Zitat stammt aus der vierten Erzählung. Natürlich schlagen die Ankommenden die Warnung in den Wind. Der Grund ist bizarr. Sie hätten richtig zuhören sollen.

Eines ist fast allen Geschichten gemeinsam. Sie sind geschickt aufgebaut und steuern auf einen unerwarteten Höhepunkt zu .

Der Schriftstil des Autors ist geprägt durch eine feine Ironie, wie auch das Zitat beweist.Kaum eine Erzählung kommt ohne dieses Stilelement aus. Besonders ausgeprägt war es meiner Meinung nach in zwei Geschichten. In der fünften legt sich ein Staat ohne Meereszugang einen Flugzeugträger zu. STAAT muss ja haben, was die anderen auch haben. Die Anspielungen auf die aktuelle politische Lage waren klasse gemacht. Auch die letzte Geschichte ist Ironie pur. Das folgende Zitat stammt daraus:

"...Fußball ist wie das Leben. Man weiß nie, wer am Ende gewinnt..."

Manchmal kam das Aha-Erlebnis erst ganz zum Schluss der kurzen Erzählung, weil ich während des Lesens ein ganz anderes Bild im Kopf hatte. Das trifft insbesondere auf die Schilderung des Frauengefängnisses zu.

Häufig arbeitet der Autor mit Ich-Erzählern. Das gibt der Geschichte eine besondere Authentizität.

Natürlich haben mich die einzelnen Geschichten unterschiedlich angesprochen. Doch die Geschmäcker sind logischerweise verschieden. Was mir weniger gefallen hat, kann bei einem anderen Leser durchaus die Lieblingsgeschichte sein .Deshalb werde ich diejenigen Erzählungen, die mir nicht so zugesagt haben, hier auch nicht benennen.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ich mag den hintergründigen Humor des Autors.