Rezension

Irreführender Klappentext - eher Politkrimi über den Kalten Krieg, die DDR und die Stasi

Geiger
von Gustaf Skördeman

Bewertet mit 3 Sternen

"Geiger" von Gustaf Skördeman ist im März 2021 als Taschenbuch mit 496 Seiten bei Lübbe erschienen.

Das Buch beginnt total spannend:
Bei den Bromans klingelt das Festnetztelefon. Agneta, die gerade ihre Töchter und Enkelkinder verabschiedet hat und die Autos gerade vom Hof rollen sieht, nimmt den Hörer ab, lauscht, und nachdem ihr Gegenüber nichts als "Geiger" gesagt hat, legt sie wieder auf, holt ihre Pistole und erschießt ihren Mann Stellan. Einfach so. Mitten in den Kopf. Dann verschwindet sie.
Nach dem Auffinden des toten Stellan, der vor seiner Pensionierung ein beliebter schwedischer Fernsehmoderator war, wird Sara Nowak zur Aufklärung des Falles hinzugezogen. Sara ist eigentlich Kommissarin bei der Sitte, ist aber quasi bei den Bromans aufgewachsen und kennt die Familie gut. Was liegt hier bloß im Argen?

Nach meinem Empfinden kann der Autor den anfangs erschaffenen Spannungsbogen überhaupt nicht halten und die Story entpuppt sich nicht wie angegeben als Thriller, sondern vielmehr als Politkrimi, der den Kalten Krieg, die ehemalige DDR und die Machenschaften der Stasi thematisiert.
Leider wurde das im Klappentext mit keiner Silbe erwähnt und auch wenn man in den Anfang hineinliest geht man mit vollkommen anderen Erwartungen an das Buch heran.

Es stellt sich heraus, dass Stellan wohl ein Informant der Stasi war. Und Agneta, seine Frau, war auch nicht die nette Hausfrau und Mutter, die sie zu sein scheint.
Die ganze Familie lebte hinter einer merkwürdigen Fassade und hier ist nichts, wie es zu sein scheint. 

Im Verlauf der Story kristallisieren sich noch diverse Schweinereien heraus, die im Hause der Bromans gelaufen sind, aber ich will hier nicht Spoilern. 
Jedenfalls tun sich in "Geiger" so einige menschliche Abgründe auf...

So sind die Protagonisten der Familie Broman nicht eben sympathisch, aber auch Sara Nowak ist ein sehr schwieriger Charakter, der einem nicht unbedingt ans Herz wächst. Sie hat außerdem mit einigen Problemen zu kämpfen und nach und nach wird der Fall Broman für sie und ihre Familie sehr persönlich.

Das Buch lässt sich zwar flüssig und gut lesen, aber für einen Thriller ist es definitiv zu wenig spannend und für einen Politkrimi ist zuviel persönliche Geschichte der Ermittlern drin.
So ist es irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. 

Ich habe zu keinem Zeitpunkt wirklich mitgefiebert und am Ende - das zwar recht spannend wurde, aber vorher einfach zu verworren war- war ich froh, dass ich durch bin.
Der Auftakt einer Trilogie - für mich wird es aber keinen weiteren Teil der Story geben.

Kann es leider nicht weiterempfehlen. Schade.