Rezension

Is There A Highway To Hell?

Wer die Hölle kennt -

Wer die Hölle kennt
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 3.5 Sternen

Alex Stern verlor vor einem Jahr ihren Vergil Darlington an die Hölle. Sie hat sich seitdem geschworen, ihn von dort zurückzuholen. Wie aber gelangt man in die Hölle? Dank ihres Occulus Pamela Dawes und der umfangreichen Bibliothek im Il Bastone gelingt es den beiden verbliebenen Mitgliedern der Studentenverbindung Lethe, einen Höllenpfad auf dem Campus der Universität von Yale ausfindig zu machen, Allerdings werden für den Abstieg vier Mörder benötigt… Und selbst wenn es gelingt: Wie viel von Daniel Arlingtons Seele hat das Martyrium der Hölle überlebt?

Lange mussten wir auf Band 2 der Reihe um Lethe und Alex Stern warten. Ich hatte große Erwartungen nach einem grandiosen ersten Teil. Und wurde leider enttäuscht. Mehrfach habe ich mich gefragt, warum sich die Lektüre zeitlich so hinzog. Mein Ergebnis: Es hat mich einfach nicht mitgerissen. Aber warum?

Die Story an sich war sehr überschaubar: Darlington aus der Hölle befreien. So weit, so gut. Aber es fehlte an rätselhaften Abzweigungen nach links und rechts, wie sie im ersten Band zu finden waren und die mich mit einem großen „Aaaaahaaa!“ bei der Auflösung haben begeistern können. Die hier eingebauten Morde waren mir zu schnell abgetan und erschienen wie kleinere, ‚notwendige‘ Kollateralschäden. Ein großer, weitverzweigter Plan fehlt hier, es geht eher dämonisch-chaotisch und unberechenbar zu – was vom Prinzip her in Ordnung ist, ich war vom ersten Band allerdings anderes gewohnt und hatte andere Erwartungen.

Was mich außerdem gestört hat, waren die ständigen Hinweise auf Alex‘ Vergangenheit. Diese wurde im ersten Band hinreichend dargestellt, sodass die häufigen Referenzen hier für mich zu viel waren. Ja, natürlich ist Hellie ein wichtiger und unauslöschlicher Bestandteil von Alex‘ tragischer Vergangenheit, aber dass sich ein so rationaler und unerschrockener Mensch wie Alex immer wieder von einem Dämon mit Hellies Gesicht aus dem Konzept bringen lässt, erschien mir zu viel des Guten. Insgesamt befinden sich in dieser Geschichte zu viele Wiederholungen.

Die Vorbereitungen auf das Befreiungsunterfangen waren für meinen Geschmack zu naiv, zu wenig durchdacht und so gar nicht Dawes-mäßig. Wie ist die Hölle aufgebaut, wer regiert sie, auf was werde sie bei dem Befreiungsversuch höchstwahrscheinlich treffen? Man kann doch nicht einfach die Hölle betreten und davon ausgehen, dass es keine Konsequenzen nach sich zieht und dass man dort nicht auf Widerstand trifft… Die Dämonenthematik hätte für meinen Geschmack besser erklärt werden können bzw. müssen. Das fehlte mir ebenso wie die stückweise Aufdeckung des Rätsels um die Wanderin des Rades. Ich hoffe jetzt auf Band 3, dass dieser wenigstens in dieser Hinsicht Aufklärung bringt.

Es war eine nette Lektüre mit einigen Schwächen. Vielleicht kann der dritte Band mich wieder mehr abholen. Die Idee dieser Reihe gefällt mir nämlich sehr gut!