Rezension

Isolationshaft durch Corona

Wuhan Diary - Fang Fang

Wuhan Diary
von Fang Fang

Bewertet mit 5 Sternen

Seit Anfang des Jahres hat die Pandemie des Corona-Virus die Welt fest in ihren Klauen. Der noch unbekannte Virus mit dem Namen SARS-COV-2, der vom chinesischen Wuhan aus die Welt eröbert, stellt die Bevölkerung vor neue Herausforderungen, denn niemand weiß wirklich, in wie weit dieser sich auf den Körper längerfristig auswirken und wieviele Todesopfer er hinterlassen wird.

Die chinesische Schriftstellerin Fang Fang hat bereits ab dem 25. Januar 2020, als die Millionenstadt Wuhan von der Außenwelt abgeriegelt wurde, mit ihrem Online-Tagebuchbericht begonnen, um die Weltbevölkerung von dem Verlauf und den Auswirkungen des Virus auf das tägliche Leben zu berichten. Allein und allein in ihrer Wohnung eingeschlossen, um einer Ansteckung zu entgehen, lässt sie ihre Leser teilhaben an den Folgen, die diese noch unerforschte Krankheit mit sich bringt, ohne sich um die eventuellen Sanktionen seitens der chinesischen Regierung zu kümmern. Sie berichtet nicht nur von dem großen Gefühl der Einsamkeit, das sie durch ihren Internet-Blog zu kompensieren sucht, sondern auch von der Solidarität unter Nachbarn, die sich gegenseitig mit dem Nötigsten aushelfen. Sie schreibt mit Hilfe ihres Netzwerkes, das sie mit Informationen versorgt, auch ungehemmt über die Vertuschungsmanöver der Regierung, die den Tod zweier bekannter Ärzte, die schon früh vor dem Ausbruch gewarnt haben, sowie über das völlig überlastete Gesundheitssystem, dass nicht allen Erkrankten Hilfe bieten konnte. Gerade ihre Veröffentlichungen über das Internet, welche sogar zeitweilig der Zensur unterlagen, öffneten ihr das Tor zu anderen Mitleidenden und Mitstreitern und durch den regen Austausch kamen immer mehr Informationen ans Licht.

Mit ihrem „Wuhan Diary“ hat Fang Fang den Startschuss für die Offenlegung des Virus uns seine Folgen für die Weltbevölkerung gelegt, denn seither versuchen sämtliche Staaten der Welt, die Pandemie in den Griff zu bekommen und ihre Bewohner vor einer Ansteckung zu schützen. Auch meine Kollegen und ich haben 8 Wochen im Home Office zugebracht, waren nur über Internet miteinander verbunden und ansonsten mit unseren Familien oder allein auf uns gestellt. Das Haus wurde nur vermummt zum Einkaufen verlassen, immer in der Angst, auch den gefürchteten Virus mit in die Wohnung zu schleppen, während die Nachrichten täglich neue Hiobsbotschaften und neue Todeszahlen meldeten.

Fang Fang übt mit angenehmem Schreibstil offen Kritik an der viel zu späten Information an die Bevölkerung. Auch hierzulande hat man sich viel Zeit gelassen und den Virus erst einmal nicht ernst genommen. Die stetig ansteigenden Fallzahlen zwangen unsere Regierung dann dazu, endlich geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die allen von uns einiges abverlangt haben, vor allem aber den Älteren und Vorerkrankten, die besonders gefährdet sind. Unterschiedliche Sichtweise sowie orakelnde Besserwisser haben innerhalb der Bevölkerung einigen Zweifel gesät, der regelrecht Blüten trieb und Maskengegner hervorrief. All jenen sei gesagt, wenn sie schon nicht sich selbst schützen wollen, stehen sie doch in der Pflicht, andere zu schützen.

Ein eindrucksvoller und ungeschönter Bericht, wie der Virus in Wuhan seine Reise um die Welt antrat und wie Wuhan und seine Bewohner die entbehrungsreiche und leidige Zeit der Isolation erlebt haben. Absolut empfehlens- und lesenswert!!!