Rezension

Ispettore Lamprecht ermittelt wieder in seinem Triest

Die Geister von Triest -

Die Geister von Triest
von Christian Klinger

Bewertet mit 5 Sternen

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs findet man in Triest die schlimm zugerichtete Leiche einer schrulligen Alten, von allen „Hexe“ genannt. Der zuständige Ispettore der Triestiner Polizei, Gaetano Lamprecht, muss zur Lösung des rätselhaften Mordes in die Geschichte Triests und in Kunsthandels eintauchen. Dabei stößt er auf halbseidene Ganoven und generationenübergreifenden Aberglauben. Begleitet wird er von seiner klugen Schwester Adina, seiner neuen Sekretärin Clara und der schönen Witwe Alessia …
Das Cover zeigt einen alten Torbogen in Triest sowie drei Männer, die der damaligen Zeit gemäß gekleidet sind. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und deren Überschriften verweisen in wenigen Worten auf den ungefähren Inhalt des jeweiligen Abschnitts. Im Anhang verfügt das Buch über den Stammbaum der „Hexe“. Der Schreibstil überzeugt wie auch schon im ersten Teil des Kriminalromans rund um den leidenschaftlichen Rennradfahrer Gaetano Lamprecht, der in Triest als Kriminalinspektor tätig ist. Der Autor baut italienische Wörter ein, genau wie auch typisch österreichische Ausdrücke der Zeit. Die Hafenstadt an der Adria ist weiterhin ein Schmelztiegel unzähliger Ethnien, allerdings scheint ihr Zusammenleben durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs nun nicht mehr ganz so friedlich. Auch der soziale Aspekt der damaligen Zeit wird in dieser Geschichte verarbeitet, indem nicht nur die Situation der Arbeiter jener der Villenbewohner gegenübergestellt, sondern auch die Rolle der Frauen beleuchtet wird. 
Alle angesprochenen Punkte verarbeitet der Autor mit einer Leichtigkeit wie nebenbei in diesem spannenden Kriminalfall, der natürlich die Hauptrolle in diesem Buch übernimmt. Ein Familiengeheimnis, das viele Jahre gewahrt werden konnte, führt letztendlich zu mehreren Morden. Und diese Geschehnisse werden auf so fesselnde Weise wiedergegeben, dass man beim Lesen keine Pause machen möchte. Wer den sympathischen Kommissar in „Ein Giro in Triest“ bereits kennenlernen durfte, wird ihn auch in diesem Teil wieder lieben. Mag man seinen Handlungen nicht immer positiv gegenüberstehen, verzeiht man ihm wegen seiner sympathischen Art doch vieles. Und hofft auf eine Fortsetzung aus dem Leben des Gaetano Lamprecht ...