Rezension

Ist das jetzt schon ein Klassiker?

Der Regen in deinem Zimmer - Paola Predicatori

Der Regen in deinem Zimmer
von Paola Predicatori

Bewertet mit 4.5 Sternen

Worum es geht:

 "Sobald ich sitze, geht mir auf, dass ich nicht ganz bei Trost sein muss: Bis vor wenigen Monaten wäre ich in meinen kühnsten Träumen nicht darauf gekommen, so etwas zu tun, nicht einmal im Drogenrauch. Und jetzt hocke ich hier, zugedröhnt mit einem Cocktail aus Traurigkeit und einer lächerlichen Prise Wahnsinn, und der Countdown läuft: drei, zwei, eins, Zero." 
Alessandra's Welt wird ihr kurz vor ihrem 18. Geburtstag unter den Füssen weggerissen. Der Krebs, der ihre Mutter seit Jahren begleitet, hat letztendlich doch gewonnen. In der neuen Welt, der Welt ohne ihre Mutter, weiss sie nicht mehr wie sie sich verhalten soll. Am ersten Schultag nach "dem Tag" setzt sie sich deswegen zu Zero in die hintereste Bank. Zero, der eigentlich Gabriele heisst, und den alle meiden. In Zerolandia, wie sie die neue kleine Welt nennt, in der sie nun lebt, wird sie in Ruhe gelassen und kann entspannt ihren Erinnerungen nachgehen. Das geht so lange gut wie auch Gabriele sie ignoriert. Doch eines Tages reden die beiden und entdecken, dass sich hinter den Fassaden mehr versteckt als gedacht. 
Meine Meinung: 

"Il mio inverno a Zerolandia" , mein Winter in Zerolandia, so der Originaltitel. Herrlich passend. 
Als Vorbereitung auf den kommenden Italienurlaub habe ich es mir zur Aufgabe gemacht Bücher von italienischen Autoren zu lesen. Viele, wenn nicht sogar jeder, von uns Viellesern hat einen Sub ( Stapel ungelesener Bücher ) zuhause, und so habe ich meine Auswahl auf genau den Stapel limiert. Gefunden habe ich 4 Titel von italienischen Schriftstellern, die in Italien spielen. Eines davon war "Der Regen in deinem Zimmer" von Predicatori welches seit 2015 auf meinem Stapel lag und auf mich wartete. 
Ich schäme mich sehr, dass ich das Buch solange habe hier rumliegen lassen. Bereits auf den ersten Seiten wurde mir bewusst, dass es genau das richtige Buch für den Moment ist. In sanften, ehrlichen Sätzen erzählt Alessandra vom Tod ihrer Mutter. Als würde sie sich ihrem Tagebuch anvertrauen, wird der Leser ins Vertrauen gezogen. So entsteht eine tiefe Binding mit ihr. In abwechselnden Kapiteln wird über die Mutter und dann wieder über ihre momentanes Leben gesprochen. Die Kapitel der Mutter haben mich sehr oft zu Tränen gerührt. Der Kampf gegen den Krebs, die Hilflosigkeit die sie empfindet, das langsame aktzeptieren der Einsamkeit. Aber auch was sie bereut verpasst zu haben. Der Mutter nicht gesagt zu haben, wie toll sie im Schwimmanzug aussah. Nicht mehr Anteilnahme gezeigt hat, als der Freund sie verlassen hatte. 
Die Annäherung an Gabriele passiert passend langsam, wenn die Chemie für mich bis zum Schluss dennoch nicht gepasst hat. Schön fand ich, wie die Autorin das unbeholfene Verhalten der Teenager aufzeigt. Beide geraten von einer verlegenen Situation zur Nächsten. Befangen traut sich keiner den Mund auf zu machen. Hier wurde ich richtig an meine eigene Jugendzeit erinnert und all die ungesagten sozialen Regeln, die man sich unterwirft.  
Ob die beiden sich auch verstanden hätten, wäre ihre Mutter nicht gestorben, hätte er nicht die familiären Probleme, wer weiss. 
Für einige Momente passen ihre Leben zueinander. 
Mein Winter in Zerolandia hat mir sehr gefallen.