Rezension

Ist das Liebe oder Ignoranz?

Baba Dunjas letzte Liebe
von Alina Bronsky

Bewertet mit 2 Sternen

~~Klappentext
Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt nach dem Reaktorunglück die tickenden Geigerzähler und die strahlenden Waldfrüchte fürchtet, baut sich die ehemalige Krankenschwester mit Gleichgesinnten ein neues Leben auf. Wasser gibt es aus dem Brunnen, Elektrizität an guten Tagen und Gemüse aus dem eigenen Garten. Die Vögel rufen im Niemandsland so laut wie nirgends sonst, die Spinnen weben verrückte Netze, und manchmal kommt sogar ein Toter auf einen Plausch vorbei. Während der sterbenskranke Petrov in der Hängematte Liebesgedichte liest, die Gavrilovs im Garten Schach spielen und die Melkerin Marja mit dem fast hundertjährigen Sidorow anbandelt, schreibt Baba Dunja Briefe an ihre Tochter Irina, die Chirurgin bei der deutschen Bundeswehr ist. Und an ihre Enkelin Laura. Doch dann kommen Fremde ins Dorf – und die Gemeinschaft steht erneut vor der Auflösung.

 

Im Grunde hatte ich nichts zu verlieren. Und ich war bereit zu sterben. Meine Arbeit hatte mich gelehrt, diese Möglichkeit immer im Auge zu behalten, um nicht eines Tages überrumpelt zu werden.“ (Seite 12)

Irgendwann, Jahre nach dem Reaktorunglück, kehrt Bab Dunja in ihr Heimatdorf Tschernowo zurück, welches in der sogenannten Todeszone liegt. Dort lebt sie mit einigen anderen skurrilen Menschen mehr oder weniger zusammen. Denn alle sind schon älter bzw. alt und erwarten scheinbar nichts mehr vom Leben. Ihre „beste“ Freundin ist die Melkerin Marja. Da es weder Autos noch eine regelmäßige Busverbindung gibt, muss Baba Dunja die Strecke ins nächstgelegene Dorf zu Fuß zurück legen. Dort kauft sie die Dinge ein, die sie in Tschernowo nicht bekommt, so wie die Post für alle.

Das Gute am Altsein ist, dass man niemanden mehr um Erlaubnis zu fragen braucht – nicht, ob man in seinem alten Haus wohnen kann, (…)“ (Seite 14)

Eines Tages taucht ein Mann mit seiner Tochter in dem verseuchten Dorf auf. Baba Dunja und die anderen sind in heller Aufruhr, denn sie haben große Angst, dass das Kind verstrahlt werden könnte. Schließlich passiert ein Unglück.

Wir in Tschernowo wissen alle, dass der Bus nicht mehr lange fahren wird. Was wir dann tun, wissen wir nicht. Vielleicht hat sich bis dahin jemand gefunden, der uns aus Malyschi Dinge bringt, die wir nicht selbst anbauen können. Petrow hat schon versucht, jemanden aufzutreiben, aber niemand war bereit. Wir sind den Menschen unheimlich. Sie scheinen zu glauben, dass die Todeszone sich an die Grenzen hält, die Menschen auf Landkarten einzeichnen.“ (Seite 45)

Ich weiß, dass ich jetzt mit dieser Rezension in ein Fettnäpfchen treten werde. Warum … nun das Buch hat überwiegend sehr positive Bewertungen und stand sogar auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Aber das ist in meinen Augen keine Garantie noch Aussage darüber, ob ein Buch gut oder schlecht ist. Und an dieser Stelle sei auch schon einmal gesagt … es möchte sich bitte jeder ein eigenes Urteil über dieses Buch bilden, denn die hier abgedruckte Meinung ist meine.

Das Buch fängt sehr lustig an und ich dachte so. gefällt mir. Doch mit jeder Seite mehr, und es gibt nicht viele in diesem Buch, verging mir das Lachen und ich fragte mich was will die Autorin mit dieser Geschichte aussagen?

Dass es Menschen gibt, die ihre Heimat so sehr lieben, dass man selbst dann dorthin zurückkehrt, obwohl das eigene Leben dann in Gefahr ist? Dass man in einer Todeszone machen und tun kann was man will, da es eh keinen interessiert und man keine Strafe zu fürchten hat?

Der Klappentext hatte mich so neugierig gemacht. Ich habe eine Geschichte erwartet, die mehr in die Tiefe geht. Eine Geschichte, die aufzeigt wie es den Menschen erging, als die Teaktorkatstrophe geschah, was empfunden haben und was sie bewegt wieder in ihre verseuchte Heimat zurück zu kehren. Was habe ich bekommen? Eine Geschichte über eine Frau, die in meinen Augen, die schlimme Lage zu leicht nimmt. Vielleicht ist das so von der Autorin gewollt, frei nach dem Motto … ist ja alles gar nicht so schlimm. Ist es das wirklich nicht? Ich frage mich, wie dies die Menschen sehen, denen dieses Unglück wirklich geschehen ist …

Im ersten Jahr in Tschernowo wurden mir viele Fragen gestellt. Die schwierigsten kamen von Irina. Die sinnlosesten von Reportern. Sie folgten mir auf Schritt und Tritt, wie Astronauten verpackt in ihre Strahlenschutzanzüge. Bab Dunja, riefen sie durcheinander, welches Zeichen wollen Sie damit setzen? Wie wollen Sie dort überleben, wo kein Leben mehr sein kann? Würden Sie es zulassen, dass Ihre Familie Sie besucht? Wie sind Ihre Blutwerte? Haben Sie Ihre Schilddrüse checken lassen? Wen lassen Sie in Ihr Dorf einziehen?
Ich weiß nicht, ob sie jemals verstanden haben, dass es nicht mein Dorf ist. Ich habe versucht, mit ihnen zu reden, habe ihnen mein Haus und den Garten gezeigt, die anderen Häuser, die damals leer standen. Auch das war ein Fehler, ich hätte mich von den Kameras abwenden und ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen sollen“ (Seite 101/ 102)

… und ich hätte diese Buch besser zugelassen. Aber macht Euch bitte Euer eigenes Bild!!!