Rezension

Ist der Feuerteufel auch ein Mörder?

WattenBrand - Andreas Schmidt

WattenBrand
von Andreas Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Eine rätselhafte Brandserie steht zunächst im Mittelpunkt der Geschichte. In unregelmäßigen Abständen stehen insbesondere in Nordfriesland immer wieder Scheunen oder ganze Bauernhöfe in Brand. Die beiden Kommissare Wiebke Ulbricht und Jan Petersen von der Kripo in Husum sind mit der Untersuchung betraut. In den Fokus der Ermittler gerät unter anderem der Landmaschinenverkäufer Rasmussen, der den Bauern in der Region Traktoren und mehr auf der Basis windiger Kredite verkauft hat. Hat er oder ein Dritter in seinem Auftrag auf diese Art und Weise den säumigen Zahlern einen Denkzettel verpassen wollen?
Doch dann brennt plötzlich ein alter leerstehender Friesenhof auf Sylt. Und in der Brandruine findet man die Leiche des Immobilienmaklers Frerk Lürsen, der u.a. Hauptinvestor eines ehrgeizigen Bauprojekts auf der Insel war. Darüber hinaus war Lürsen nicht sonderlich beliebt, nicht in der Region und nicht bei den Menschen, mit denen er teilweise seine Geschäfte machte. So hat er beispielsweise dem Bauern Jacobsen, dessen abgebrannte Scheune am Anfang des Romans steht, den Kauf des hochverschuldeten Hofes zu einem Spottpreis angeboten.
Gemeinsam mit einem Architekten und einem Naturschützer wollte Lürsen einen Ferienpark auf dem Wasser vor der Küste der Insel errichten. Zwischen diesen dreien gibt es aber nicht nur die geschäftliche Verbindung, sondern auch private Verstrickungen, von denen zunächst nur der Leser etwas erfährt. Mit dem Fortschreiten der Handlung wird dann deutlich, dass auch die Beteiligten mehr über diese Verbindungen und Liebeleien wissen, als sie anfangs zu sagen bereit sind.

Die große Frage für die Polizei ist nun, ob der Brand auf Sylt ein Teil der Serie war oder ob es sich um zwei getrennte Fälle handelt. Die Ansichten darüber sind sehr gespalten, doch da der Zusammenhang auch nicht ausgeschlossen werden kann, wird die Sonderkommission Immo gegründet, der neben Wiebke und Jan auch Kollegen von der Kripo in Flensburg und von der Insel angehören. Mit Hochdruck versuchen die Beamten Licht in ein zunächst recht undurchsichtiges Netz verschiedenster Möglichkeiten zu bringen.
Der Autor versteht es sehr geschickt, den Lesern immer wieder mögliche Lösungen anzubieten, die sich aber der weiteren Lektüre als Irrtümer herausstellen. So bleibt die Spannung stets auf einem hohen Niveau und verleitet einen dazu, länger zu lesen als man eigentlich wollte. Und schon wieder war die Nacht zu kurz …
Am Ende werden die Schuldigen natürlich gestellt, auch wenn diese keiner der zunächst ausgelegten Spuren entsprechen.

Ich bin zwar nicht so häufig in den Gegenden, in der dieser Roman spielt, denke aber, dass es Andreas Schmidt gut gelungen ist, die Stimmung der Landschaft und der Menschen gut einzufangen. Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass der Autor sich im Kern auf zwei wirkliche Ereignisse stützt. So hat es die Brandserie vor einigen Jahren wirklich gegeben und auch das Projekt „Viva Mare“, ein Ferienanlage auf dem Wasser, hat es wirklich gegeben.

Gute Unterhaltung und Spannung – nicht nur für Menschen in der Region oder dortige Urlauber. Lediglich an wenigen sprachlichen Formulierungen, die ein wenig „unter der Gürtellinie“ und so gar nicht notwendig waren, habe ich mich ein wenig gestört.