Rezension

Ist ganz "hübsch" wirklich gut genug?

Saphirblau. Liebe geht durch alle Zeiten 02. - Kerstin Gier

Saphirblau. Liebe geht durch alle Zeiten 02.
von Kerstin Gier

Saphirblau ist nun also der Mittelteil einer Trilogie, die besser zu einem einzigen Band hätte zusammengefaßt werden können. Die Zerstückelung diente wohl einzig der Preistreiberei der Verlage.

Zum Inhalt:
Eigentlich sollte Gwendoyns leicht hochnäsige Kusine Charlotte das Zeitreise-Gen geerbt haben, und für diesen Job, also für das Zeitreisen, wurde sie jahrelang geschult und bestens vorbereitet. Als sich herausstellt, daß nicht Charlotte, sondern Gewndolyn das Zeitreise-Gen geerbt hat, bricht in der Familie das Chaos aus: Zunächst glaubt man der ahnungslosen Gwen, die ohne Sinn und Verstand in die Vergangenheit katapultiert wird und dabei nicht recht weiß, wie sie sich überhaupt verhalten soll, ihre Geschichte nicht. Dann kommt es wie es kommen muß: Gwen wird von der Familie kritisch beäugt und beneidet, wenngleich ihre Fähigkeit für sie selbst kein reines Zuckerschlecken ist, dennoch wird sie sogar angefeindet. Und dann gibt es da noch Gideon, natürlich ein Blödmann wie Jungen in dem Alter nun mal sein können, aber dennoch - zwischen den beiden entsteht eine kleine Liebelei, nicht gerade die große romantische Liebe, aber das ist bei der emotionalen Reife der Figuren auch nicht zu erwarten.

Und dennoch ... eine zauberhafte Geschichte (so jedenfalls haben das einige Leser empfunden)?

Ja, auf jeden Fall:

Wenn man bereit ist, darüber hinwegzusehen, daß sich eine 16jährige (!) aufführt und spricht wie eine naivgeratene 9jährige,
wenn man bereit ist, darüber hinwegzusehen, daß die Charaktere oberflächlich und ohne echte Konflikte daherkommen,
wenn man bereit ist, darüber hinwegzusehen, daß die Dialoge allenfalls ganz nett und die im ersten Band ganz zart aufkommende Spannung bereits in Rubinrot zerplatzt wie eine Seifenblase und auch im zweiten Band Saphirblau" leider mit zweifelhaftem Erfolg aufgeblasen wird.
Ferner, und das ärgert mich als erwachsene Person besonders, ist es immer dasselbe mit AutorInnen, die keinen blassen Schimmer von Physik haben, sich aber an so fundamentale Themen wie Zeitreisen" heranwagen. Kerstin Gier ist da nicht die einzige Autorin, die überhaupt keine Ahnung davon hat, wie eine Zeitreise tatsächlich aussehen könnte und mit welchen Problemen diese behaftet wäre. Mal ganz abgesehen von den sachlichen Fehlern, die einen ja förmlich anspringen, gibt es bei Zeitreisen immer das Problem des Alterns. Wer zwischen den Zeitebenen reist, altert anders als Menschen, die der Gravitation dauerhaft ausgesetzt bleiben. Solche Probleme werden allenfalls von SciFi-Autoren angeschnitten, aber in Büchern wie Die Frau des Zeitreisenden" oder auch in Kerstin Giers Edelsteinreihe ist von Logik leider nicht viel zu bemerken, obwohl man das auch in Fantasy-Stoffen erwarten dürfte.

Aber gut, die Edelstein-Trilogie ist eine ganz hübsche Geschichte, geschrieben für kleine Kinder, die ihren kritischen Verstand noch nicht entwickelt haben, eine Geschichte ohne Tiefgang, ohne Logik, ohne Figuren, mit denen man sich identifizieren kann oder mit denen man mitfiebern möchte.

Unterm Strich stellt sich hier die Frage: Ist ganz hübsch" wirklich gut genug?