Rezension

Ist man je wirklich frei?

Gnade der Schatten - Rosalind Parker

Gnade der Schatten
von Rosalind Parker

Eine Kurzgeschichte, deren Bedeutsamkeit sich einem erst auf den 2. Blick offenbart. (; Ein kurzweiliges, dennoch spannendes Lesevergnügen!

Schon der Blick auf das Cover vermittelt einen ersten Eindruck von der zu erwartenden Geschichte. Ein gut situiertes Mädchen möchte den Mauern ihres priveligierten Daseins entfliehen. Ihre Persönlichkeit, stürmisch wie die See und voller unendlicher Weiten, fühlt sich nur in der Natur fernab jeglicher Zwänge wirklich Zuhause. Wer würde nicht gerne einfach das erst beste Schiff auf den unendlichen Ozean hinaus nehmen?

Genau so jemand ist für mich Rosanne, um die sich der Auftakt dieser Reihe dreht. Dieser Roman umfasst gerade mal 124 Seiten und ist somit recht kurz und dem entsprechend auch in seiner Darstellung sehr auf die Protagonistin fixiert. Auch lebt die Geschichte davon, dass man einzelne Handlungen und Wahrnehmungen dieser selbst hinterfragt, da so ein tieferes Verständnis für die Gesamtsituation entsteht und das Lesen gleich viel mehr Spaß macht. (:
Als Charakter ist Rosanne vom ersten Moment an eine sehr sympathische Figur. Natürlich hat sie ihre Eigenarten, wie vor allem ihr promiskuitives Verhalten, die man nicht gutheißen muss, aber zumindest akzeptieren sollte. Es wird deutlich, warum sie so unglücklich in ihrer derzeitigen Lage ist, sodass sich der Leser emotional in sie hineinversetzt und so ihre persönlichen Niederlagen mitfühlt. Besonders ihr Verhältnis zu Castiel wühlte mich sehr auf, aber ich denke, euch wird es dann nicht anders ergehen. (;
Natürlich stellt man sich viele Fragen, die erstmal auch unbeantwortet bleiben, wie z.B. über die Vorgeschichte der anderen Figuren. Doch ist es im realen Leben nicht oft genauso? Wann kennt man wirklich die Motive seines gegenübers, bevor man über ihn urteilt? Gerade diese Realitätsnähe an mancher Stelle halte ich dem Roman zu Gute, während an anderer Stelle Rosannes verklärte, weltfremde Sicht auf die Dinge einen starken Gegensatz dazu darstellt, sodass man gar nicht anders kann, als diesen Sachverhalt nochmal für sich selbst zu hinterfragen.

Spannend bis zur letzten Seite blieb es trotzdem, da vor allem der flüssige Schreibstil hier sehr angenehm zu lesen war. (: Die intimeren Szenen wirkten nicht aufgesetzt, die Gefühle wurden nicht überdramatisiert und so war es wirklich ein sehr angenehmes Lesen.
Nichtsdestotrotz bewerte ich den Roman "nur" mit 4 von 5 Sternen, da ich mir letztendlich doch ein wenig mehr Gesamtinformation gewünscht hätte, sodass auch die Zeitsprünge etwas abgerundet gewesen wären. Nichtsdestotrotz eine klare Leseempfehlung meinerseits!