Rezension

Ist vieles, aber sicherlich keine Lovestory!

Winternacht bei Tiffany - Nena Siara

Winternacht bei Tiffany
von Nena Siara

Bewertet mit 1 Sternen

Dieses kleine Leseabenteuer, das eine winterliche Geschichte im schillerndsten Geschäft New Yorks verspricht, war leide eine große Enttäuschung für mich. 
Im Buch ist 'Shop-Catching' der neue (Internet-)Hype: Personen verschaffen sich unerlaubt Zutritt zu interessanten Shops und besetzen diese eine Nacht lang. Die Community teilt ihre Eroberungen im Netz und hält sich angeblich an einen Ehrenkodex: nichts wird gestohlen, nichts beschädigt, um 6 Uhr morgens ist Schluss. Legal wäre das eine Grauzone. Für mich die erste große logische Lücke: ist es nicht. Es ist mindestens Hausfriedensbruch, im Buch sogar Freiheitsberaubung. Gerade in Amerika keine Lappalien. Und wenn es Meisterdieben und 'richtigen' Kriminellen nicht gelingt, gerade in das äußerst reizvolle Ziel Tiffany & Co. in New York einzubrechen, warum sollte das einem unbedarften Geschwisterpaar gelingen, das dort nur ein paar Fotos schießen will? Ja - warum eigentlich? 

Weil die Shop-Catcherin dem Geschäftsführer schöne Augen macht und dieser sofort darauf anspringt. Leider springt auch die Konkurrenz darauf an, denn ein zweites Shop-Catcher-Team sprengt die Party und deren Anführer sieht in Tiffany (nein, es ist kein Zufall, dass die Shop-Catcherin so heißt) vor allem eins: ein Lustobjekt. Die widerlichen Gedanken des Kerls werden seit seinem Auftauchen immer wieder in den Text eingeflochten und lassen den unbedarften Leser so manches mal stolpern. Sie gipfeln in der ausführlichen Vorbereitung einer Vergewaltigung, bei der sich Tiffany ganz bewusst gegen jede Art der Gegenwehr entscheidet. Was ist denn das für ein Frauenbild und was für eine Frauen verachtende Grundeinstellung, die da vermittelt wird? Ich war an dem Punkt wirklich kurz davor, das Buch abzubrechen, so angewidert war ich selten. So emotional abgestumpft, wie das Verlangen des 'bösen' Shop-Catchers beschrieben wird, so wenig verständlich ist die urplötzliche Verliebtheit des Geschäftsführers, der nach wenigen Stunden der Geiselhaft, Missachtung seiner Grundrechte und Beschädigung seines Ladens tatsächlich von 'Liebe' spricht. 

Kurz gefasst konnte ich den Handlungen der Personen schlicht nicht folgen und war teilweise abgestoßen von dem Beschriebenen. Winterlich oder gar weihnachtlich ist die Geschichte nicht. Dass die Nacht des Shop-Catches eine Schneesturm-Nacht ist, in der der Verkehr still steht und die Fensterscheiben zugeschneit sind, scheint lediglich der Story zu dienen, damit die kriminellen Geschehnisse im Geschäft länger unentdeckt bleiben können.