Rezension

It is always the same

It was always you - Nikola Hotel

It was always you
von Nikola Hotel

Bewertet mit 1 Sternen

Ivy ist neunzehn und war seit vier Jahren nicht mehr in ihrem Zuhause. Wobei Zuhause relativ ist, sie hat dort mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und zwei Stiefbrüdern gelebt. Ihre Mutter ist gestorben und ihr Stiefvater beordert sie zurück auf seine Privatinsel. Er ist ungefähr reich wie Krösus, aber Ivy lässt sich lediglich das Studium von ihm bezahlen und geht ansonsten arbeiten. Noch auf dem Flug trifft sie ihren älteren Stiefbruder Asher wieder. Sofort wird sich gestritten und nicht gemocht, bis sie auf der Insel ankommen und dort ein wenig später mitkriegen, dass sie sich doch ganz lieb haben. 

Ich würde euch gern mehr zu der Handlung des 400+Seiten-Buchs mitteilen, aber es gibt einfach keine. Jedenfalls keine, die für normal intelligente Menschen nachvollziehbar wäre. Solche kommen aber in dem Buch nicht vor. Der Aschenbecher ist ein Kerl von Mitte Zwanzig, der sich wie ein Spätpubertierender aufführt - dazu gehören unter anderen: im Flugzeug eine Frau auf dem Klo knallen, seelenruhig zusehen, wie seiner "Stiefschwester" das Portemonnaie samt Papieren geklaut wird, sich nach Medikamenteneinnahme die Kante zu geben, megawichtige Medikamente zu vergessen, wenn er auf einen Wochenendtrip fährt, in den Papieren seines Vaters herumzuwühlen, seinen jüngeren Bruder mit der Faust zu schlagen, weil der sich über ihn lustig macht, seiner "Stiefschwester" permanent dumm zu kommen ...

Die Efeuranke ist bis Seite 3 oder so ein ganz normales Mädchen, das vielleicht sogar sympathisch wäre, aber ab da begegnet sie ihrem "Stiefbruder" wieder und von diesem Moment an verliert sie ihren Verstand und sinkt auf den IQ amerikanischer Präsidenten. Es ist egal, wie er sie behandelt, denn er hat bernsteinfarbene Augen und Muskeln und eine Narbe am Mund und ... ansonsten eigentlich nichts. Jedenfalls keine Eigenschaften, die ihn in irgendeiner Form sympathisch machen könnten. Das Mädchen lässt sich auch gern die Schuld geben für Dinge, die sie nicht getan hat bzw. an denen sie gänzlich unschuldig ist. Jedenfalls ist sie die Hälfte des Buches - gefühlt - am Entschuldigen. 

Und die Moral von der Geschicht': Ist einer hübsch, dann darf er alles mit dir machen und dich wie Dreck behandeln, denn eigentlich ist das nur ein Ausdruck seiner unterdrückten Liebe. Du darfst ihn also lieben, aber nur, wenn du jeglichen Mist, den einer gebaut hat, auf deine Kappe nimmst und dich dafür entschuldigst. Sei immer ein Opfer, steck immer ein, steck immer zurück, denn dafür kriegst du ja einen gut aussehenden, reichen Kerl.

Kommentare

sphere kommentierte am 05. Juni 2020 um 09:58

Wie hälst du das blos bis zum Ende durch! 

:D

E-möbe kommentierte am 05. Juni 2020 um 10:16

Das ist mein Sozialdienst an der Allgemeinheit. 

wandagreen kommentierte am 05. Juni 2020 um 10:59

Kannst du dich bitte auf das Buch bewerben, von der Startseite??

E-möbe kommentierte am 05. Juni 2020 um 12:01

Falls du Truly meinst - habe ich. Bin im Moment so richtig in fuchsiger Stimmung, diese Art von Büchern abzuwatschen. 

Bin dabei aber tatsächlich auch über eines gestolpert, das anständige Werte vermittelt. Heißt "Can you help me find you". 

wandagreen kommentierte am 05. Juni 2020 um 12:43

Ich meine Above All Else 01 - The Ocean Wind's Desire von Layana. Das ist echt dreist, was die da anbietet. Danke, dass du was dazu gesagt hast. Und ja, es gibt SPublisher, die gut sind, aber sie sind selten.

E-möbe kommentierte am 05. Juni 2020 um 13:58

Das ist doch harmlos. Sie kriegen vielleicht die historischen Verhältnisse nicht hin, aber soweit ich das sehe, verletzen die höchstens den guten Geschmack. Nein, im Moment führe ich meinen Kreuzzug gegen YA/NA. Jedenfalls, bis mir die Puste ausgeht. Das wird definitiv eher passieren als mein Wunsch, dass in diesen (und natürlich allen anderen) Büchern Frauen anständig behandelt werden. 

Schokoloko28 kommentierte am 05. Juni 2020 um 11:48

Wie schaffst Du es bis zum Ende es durchzuhalten?? Und welche Werte werden den Mädels vermittelt? Wenn Du gut aussiehst, darfst Du Dir alles erlauben und ein Mädchen ist "nur" interessant, wenn sie sich ein gut aussehenden, reichen Typen angelt??

E-möbe kommentierte am 05. Juni 2020 um 12:03

Genau so läuft das. Spätestens seit Twilight ist das die Devise. Wobei selbst der Twilight-Typ nicht ständig so ein Arschloch war, wie es jetzt die "Helden" in den YA/NA-Büchern sind. 

Ich halte durch, weil ich zurzeit in der Stimmung bin, diese Art von Büchern zu zerreißen. Ich will, dass die Autoren endlich mal anständige Werte vermitteln. Aber da renne ich wahrscheinlich mit Lanzen gegen Windmühlen an. Lange halte ich das eh nicht durch.

Schokoloko28 kommentierte am 05. Juni 2020 um 19:16

Vielleicht solltest Du selbst welche schreiben??

E-möbe kommentierte am 05. Juni 2020 um 22:52

Das ist einfach und billig zu machen. Auf vorablesen habe ich mal einen Fahrplan dafür entwickelt, der geht so: 

Man nehme:

  • Ein etwas schüchternes Mädchen (am besten mit schwerem familiären Hintergrund).
  • Einen reichen Typen, der entweder auch erst 17 ist, bei dem aber auch gestandene Frauen in Ohnmacht fallen, weil er so ein Frauenabchecker ist oder einen etwas älteren, natürlich reich und arschlochig. (Dämliches Rechtschreibprogramm, kennt das Wort “arschlochig” nicht.)
  • Sie sieht ihn das erste Mal und fällt gleich in Ohnmacht, weil er entweder grüne, blaue oder bernsteinfarbene/wahlweise auch goldene Augen oder die Muskeln oder den Sixpack oder alles auf einmal hat.
  • Oder sie kennen sich von früher und konnten sich nicht leiden. (Spoiler: Also eigentlich schon immer ineinander verliebt gewesen, aber aus Gründen nicht ausgelebt.)
  • Aber jetzt ist alles anders: Sie MÜSSEN Zeit miteinander verbringen. Aus Gründen.
  • Und sie dürfen sich auf gar keinen Fall wie normale Leute verhalten. Aus Gründen.
  • Miteinander reden? Geht GAR NICHT! Dann wäre das Buch nach drei Seiten vorbei, denn viel mehr gibt die Handlung ja nicht her.
  • Mixe um des Geschmacks Willen noch die beste Freundin/den besten Freund hinzu - muss ja noch Platz für weitere Bücher sein, die man mit wahlweise dem besten Freund des Arschlochtypen oder seinem Bruder verkuppeln kann.
  • Noch was vergessen? Halt: Sex! Entweder ein bisschen angedeutet oder ausgeschrieben (bei Letzterem bitte so uninspiriert wie möglich!).
  • Bitte auf gar keinen Fall vergessen, alle zehn Seiten ein simples Drama einzubauen, das eine Beziehung unmöglich macht und zum Schluss das simple Drama so aufzublasen, dass Kaugummifrau neidisch wäre und nie wieder Portemonnaies klauen würde. Dann denkt sich einer von beiden: Hä, wo ist eigentlich das Problem und spricht zum ersten Mal dem Leser aus der Seele und plötzlich ist alles Friede, Freude, Eierkuchen - es sei denn, man hebt sich noch mehr Quatsch für Teil 2 - 20 auf.

Schokoloko28 kommentierte am 06. Juni 2020 um 09:27

Das hört sich doch perfekt an. Jetzt brauchst Du nur noch einen Agenten und Dein Autorenfoto muss noch etwas hergeben. Oder Du machst es so Elena Ferrante, Du bleibst anonym....

lesesafari kommentierte am 05. Juni 2020 um 14:04

:D Eine Bekannte, immer mal wieder bekannte Selfpublisherin auf höheren Rängen, hat das Buch gestern noch wärmsten auf FB empfohlen.
Vllt stehen SPublisherinnen einfach auf solche Bad Boys? ;D Ihre Männer wirken auf jeden Fall wie das absolute Gegenteil.

E-möbe kommentierte am 05. Juni 2020 um 17:46

Ich weiß in dem Fall immer nicht, ob ich den Leuten dann wünschen soll, mal so einen Boyfriend zu bekommen, oder ob sie mir einfach leidtun sollen, wenn sie schon so verkorkst sind, dass sie diese Art Bücher als romantisch empfinden. 

wandagreen kommentierte am 05. Juni 2020 um 15:11

Es gibt auch Verbrechen gegen den guten Geschmack.

lesesafari kommentierte am 05. Juni 2020 um 16:13

Dazu musst du erst eine moderne Abhandlung darüber herausgeben, was der gute Geschmack ist. Das wird schwierig. Aber vllt bewegt es was?

E-möbe kommentierte am 05. Juni 2020 um 17:47

Nein, Wanda, über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich streiten. 

Worüber man nicht streiten können SOLLTE, ist jedoch die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und dass jeder dem anderen Respekt schuldig ist. 

wandagreen kommentierte am 05. Juni 2020 um 20:00

Eine gewisse Sorte Frauen ist dumm - ich weiß nicht, warum. Aber da kann man fast gar nichts machen.

Schokoloko28 kommentierte am 06. Juni 2020 um 09:28

Manche Männer auch. Ich denke das ist kein geschlechtsspezifisches Problem. Ich hoffe nur, dass sich diese gewissen Sorte von Menschen dann suchen und finden!!

E-möbe kommentierte am 06. Juni 2020 um 10:24

Dann besteht doch aber die Gefahr, dass die Kinder genauso unreflektiert werden. Ich fände das schade.