Rezension

It's gettin hot in here, so take off all your clothes.......:D

Dirty Neighbor - Sarah Saxx

Dirty Neighbor
von Sarah Saxx

Bewertet mit 5 Sternen

Willkommen in Jaimes und Ralphs Fensterkino……. Die Vorstellungen sind allerdings nur privat und ü18. Ich hab trotzdem mal gelunzt :D

Dirty Neighbor von Sarah Saxx

Tjaja, da ist er wirklich dieses Wochenende bei mir eingezogen. Nebenan. Der „Dörti Nachbar“, wie ich ihn so schön nenne. Und er ist wirklich heiß. Und ich schaue ihn so gerne an, auch wenn es nur beim Schauen…..ähm Starren…. bleibt. Und dabei kann man so schön summen „It’s gettin hot in here, so take off all your clothes“. Und überhaupt……………. Stopp!? Was war das denn? Achso! Ich muss mir gerade eingestehen, dass das wohl nur einer meiner Tagträume war. DA ist gar kein dirty sexy Nachbar bei mir eingezogen :D Man wird ja wohl mal träumen dürfen :). Was allerdings wirklich bei mir eingezogen ist, und zwar in mein Buchregal, das ist der gute Ralph, und die nette Jaime, zusammen mit ihrer Geschichte, die dieses Buch beschreibt.

Just habe ich mal behauptet, Buchleser wollten keine Bücher darüber lesen, wie Menschen ihre Wäsche waschen, oder das Geschirr abspülen. Nun, ja. Ob sie es wohl interessanter fänden, bei einem alltäglichen Umzug in eine neue Wohnung, dabei zu sein, mit all seinen Vorkommnissen? Reingelegt! Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich ein Buch über Umzüge, Wäsche waschen, und Alltag lesen würde, wenn da nicht mindestens ein heißer Kerl vorkommen würde :D. Also Umzug in eine neue Wohnung? Check! Heißer Kerl? Doppelcheck! Das Schöne beim Rezensieren ist doch, dass ihr meine roten Wangen nicht sehen könnt :D

Danke also liebe Sarah Saxx, dass du Ralph erfunden und erdacht hast. Der kein komplettes Arschloch ist, und trotzdem heiß. Der Unsicherheit, aber auch Selbstsicherheit ausstrahlt. Dabei auf keinen Fall ein Weichei ist, und trotzdem Gefühle zulässt, oder zumindest in seiner Gedankenwelt herumkreisen lässt. Der vernünftig, aber auch unvernünftig ist, gerne mal mitdenkt, aber seine Gedanken auch mal schweifen, und sich fallen lässt. Manchmal zu viel denkt, und irgendwie doch Arschiansätze hat… Kurz gesagt….. der einfach nicht einzuordnen ist in eine Sparte. Was mir sehr gut gefällt :) Für diejenigen, die sich nun denken, was ich hier eigentlich schreibe, da ich doch eigentlich ein Buch besprechen soll, denen sei gesagt….. das kommt nun!

Das Buch und seine Geschichte:

Für mich ist die Geschichte gefühlsmäßig in mehrere Teile aufgeteilt. Das Anstarren durchs Fenster, Das Kennenlernen der beiden, die Erkenntnis, dass sie zusammen arbeiten und damit der Abstand zwischen ihnen…..Das Überwinden des Abstands, aber Geheimhalten, das Leugnen sich selbst gegenüber….und oh GOTT…… Das Knacken meines Herzens, in dem Moment, als es gebrochen wurde, und man es entzwei geteilt hat. Nun ist eben die Frage, ob es auch ein gefühlsmäßiges Happy End gibt…..oder nur ein gefühlsmäßiges End….. welches ihr selber lesen dürft :). Und nun zur Story.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Es gibt zwei Fenster, von gegenüberliegenden Wohnungen. In der einen lebt Ralph, in der anderen Jaime. Und keiner der beiden hat Vorhänge……. Oder so.  Fertig. Nein. Spaß! Also nochmal:

Jaime zieht nach einer gescheiterten Beziehung von New Haven nach New York. Doch wer nun denkt, es sei eine ganz normal Beziehung, die in die Brüche gegangen ist, der irrt. DA steckt nämlich viel mehr dahinter. Verleumdung. Rufmord….. und noch einiges anderes. Kurz gesagt. Sie muss ein neues Leben anfangen, und sich aufbauen. Ein neuer Job in der Redaktion des angesagtesten New Yorker Magazins für Frauen, und eine neue Wohnung finden sich schon bald. Und ja. Neue Wohnung bedeutet, der vielgerühmte Umzug steht an. Und just in der Wohnung gegenüber von Jaime, lebt Ralph. Der keine Vorhänge hat. Genauso wie Jaime noch keine besitzt. Das führt nun zu einem ganz besonderen Kino für Jaime. Denn tatsächlich kann sie in Ralphs Wohnung schauen, so wie er in ihre. Der gute Ralph hingegen hat auch eine nicht soooooo tolle Beziehung hinter sich, und geht irgendwie auf das „Anstarren der neuen Nachbarin“ ein.  Was sich ergibt ist was ganz anderes, als man am Anfang meint. Denn zwischen den beiden entsteht, über mehrere Umwege, Intimität und Nähe. Dass allerdings nicht alles glattgeht, und später Schwierigkeiten auftauchen, in Form davon, dass Ralph sich als Jaimes neuer Chef in der Redaktion entpuppt, das konnte ja keiner so vorhersehen. Und dann passiert zwischen diesen Buchdeckeln eben auch noch viel mehr! Und ja. An manchem Stellen hat mein Herz ganz schön „Bubummmm“ gemacht, was mit meinem Puls war, das will ich gar nicht wissen :D. Und dass mein Herz wenig später auch kurzfristig einfach mal so „Knack knack“ gemacht hat, ist ebenfalls nicht weiter verwunderlich. Denn irgendwie prickelt und knistert es ganz schön in diesem Buch. Und ja, ich habe während des Lesens verschiedene Dinge empfunden. Unsicherheit, Scham, Wut. Enttäuschung, Selbstbetrug, Angst, Verunsicherung……………. Aber ich gebe auch zu, dass ich von anderen Männern, in anderen Romanen, schon schlimmer hinters Licht geführt wurde :). Da lass ich mir auch mal kurzfristig das Herz zwischendrin brechen. Apropos. Enttäuschungen in der Liebe haben Ralph und Jaime damit beide mitgemacht, und sind irgendwie gebrannte Kinder.

Das Cover:

Das Cover ist…. Ja hui….. ein ganz schön heißes :D. Heute sag ich gar nicht mehr dazu :)

Fazit:

Was mir super positiv auffällt ist, dass wir es hier nicht mit dem typischen Bad Boy zu tun haben. Nicht dem Typ, der auf dies uns das steht, nicht jenem, der einen riesigen Frauenverschleiß hat, und erst bekehrt werden muss, um sich zu einer EINZIGEN Frau zu bekennen, weil er für diese Gefühle entwickelt. Vielmehr ist das Bekennen an sich die Thematik des Buches.

Und wir haben als weiblichen Gegenpart nicht das schüchterne Mäuschen, aber auch nicht die vor Selbstbewusstsein strotzende Frau. Es sind zwei normale Menschen, die wir hier kennenlernen. Mitten in ihrem Alltag. Mitten mit ihren Bedürfnissen, Enttäuschungen, und in ihrem Lebensweg. Dass der männliche Part eben ziemlich sexy ist, und wirkt, und auch die weibliche Hauptrolle eine Anziehung ausübt, das ist nun mal so. Und auch dies mag in der Realität tatsächlich mal wirklich vorkommen.

Ebenfalls lässt das Buch einen darüber nachdenken, wie alleine man sich fühlt, wenn man für jemanden nur eine Affäre ist, und trotzdem jeder sein eigenes Leben nebenher weiterlebt. Wenn man jemanden an seiner Seite hat, der eben nicht an der Seite ist, und für den man nicht zum Leben dazu gehört, sondern nur zu den spaßigen Seiten einer rein körperlichen Beziehung, eingeschlossen in Räumen, und verborgen vor der Welt, vor der man die Affäre verheimlichen muss. Und wie es ist, wenn jemand nicht zu einem steht, und einen eben als Mensch verheimlichen will. Ja, das hat ein wenig mein Herz gebrochen. Ich gebe es zu :/. Als Heimlichkeit betrachtet zu werden ist unschön. Jaime wurde von ihrem Ex als solche betrachtet, und hat heute noch darunter zu leiden. Jaime versucht sich selbst wieder zu finden, aber auch sich nicht neu zu verlieren, und sie selbst zu bleiben. Was schwerer ist als gedacht, denn Geheimhaltung und damit einhergehende Schauspielerei vor der Umwelt ist nie etwas Gutes. Uns sich dauerhaft zu verstellen ebenfalls nicht. Irgendwann verliert man sich selbst dabei. Jaime erkennt sich fast nicht wieder.

Ralph und Jaime müssen eine emotionale Distanz wahren, doch das ist einfacher gesagt als getan. Auch wenn die körperliche Distanz klappt, so wirkt Ralph bei Jaime nach, und umgekehrt. Und auch hier ist die Frage, ob es möglich ist, dass wenige Augenblicke, die sehr intensiv waren, und gemeinsam geteilt wurden ausreichen, um Gefühle zu entwickeln. Meiner Meinung nach geht das ja hervorragend. Aber es gibt natürlich immer noch Menschen auf diesem Planeten, die sagen, dass man sich erst ineinander verlieben kann, wenn man so und so viel Zeit miteinander verbracht hat, und alles übereinander weiß. Doch manchmal kann jemand, der uns ganz nahesteht, und viel ferner sein, als derjenige, der uns nicht nahesteht, aber mit dem man einen ganz kurzen Moment der Intimität geteilt hat.

Ja, und dann ist da noch WER uns eigentlich verbietet, unserer Sehnsucht, unserem Sehnen nachzugehen…………… Ob nur wir selbst es sind, die uns dieses Verbot erteilen? Oder wird die Welt auf uns hinabblicken, und mit dem Kopf schütteln, und uns verurteilen, ob der Dinge, die wir tun, und uns wünschen? In diesem Fall die Kollegen in der Redaktion, die zu oft erwähnen würden, Jaime hätte diesen Artikelplatz in der Zeitung nur bekommen, weil sie ein Verhältnis mit dem Chefredakteur, eben Ralph, hätte. Beide haben auf ihre Weise mit diesem Thema Erfahrung, und beide haben ihr Päckchen zu tragen.

Das Missverstehen zwischen dem was man sagt, und was man eigentlich will. Missverständnisse, die dazu führen, dass wir uns unsere eigenen Gedanken machen, und noch unsicherer werden, als wir es eh schon sind. Missverständnisse, die dazu führen, dass wir uns unerwünscht fühlen, wenn sich jemand nicht meldet, oder auf Abstand geht, selbst wenn man es besprochen hat. Es ist nicht rational zu analysieren. Aber so ist das eben, wenn man in der Gefühls – und Emotionswelt, nicht auf sein Bauchgefühl hört, sondern manchmal auch auf seinen Kopf, und Verstand. Doch der…………. Hat in Liebesdingen meist gar nichts zu suchen, glaubt mir :D. Man macht sich manchmal selbst Dinge madig, und weiß, dass tief im Innern der andere Part der Richtige für einen ist. Aber aus Angst denkt man über dies und jenes nach, sucht Ausreden, um verschiedene Dinge an ihm schlecht zu machen, und einen Grund zu haben, denjenigen auf Distanz zu halten. Seuftz. So nah, und doch so fern.

Und auch in diesem Buch gibt es ein Engelchen, und ein Teufelchen. Eine Distanz zwischen dem, was wir tun sollten, weil es richtig ist, und was wir tun möchten, weil es auch irgendwie richtig für uns ist. Dinge, die wir sein lassen sollten, und aber wünschen, und bei denen wir uns dann fragen, warum sie uns verboten sind, und wer das entscheidet, ob wir sie uns verkneifen, um uns nicht vor der Welt bloßzustellen, oder weil es an unseren eigenen Ängsten liegt. Und wie oft man selbst vor der Entscheidung steht „Tu ich das nun, oder tu ich es nicht, auch wenn es diese und jene Folge haben könnte“. Soll ich unvernünftig sein, oder die Vernunft walten lassen, mit der Unvernunft aber viel glücklicher sein?

Beide sind ein Widerspruch in sich selbst. Dabei weiß doch jeder, dass wenn man nicht zueinander steht, und aneinander festhält, und alles nur lose sieht, und nichts Ernstes eingehen möchte………….. schnell jemand andres kommen kann, der denjenigen, den wir wollen, vor unserer Nase wegschnappt. Und das dann nur, weil wir selbst uns nicht getraut haben, wirklich dazu zu stehen, dass derjenige uns guttut, und richtig für uns ist. Wer jemanden nicht direkt sagt, dass er mit ihm zusammen sein will, der braucht sich dann nicht zu wundern, wenn der Andere sich anderweitig umsieht. Denn man hat keine Stütze des Gerüsts, der Beziehung, wie auch immer diese geartet ist, alles ist lose. Und damit gibt es keine Beständigkeit. Dazu kommen Missverständnisse, Ungesagtes und Verschwiegenes, welches zwischen den beiden hängt. Aber auch, und das ist das Schöne: Gegenseitiges Vertrauen obwohl man sich nicht kennt, und trotzdem intime Momente miteinander teilt. Sich aufeinander einlassen, und dann mehr voneinander zu wollen. Und das Ganze fängt an als ein reiner Fensterflirt. Nur durch Blicke und das macht das Ganze so intensiv, die Atmosphäre spürt man. Da prickelt es richtig beim Lesen.

Ab und an verspürt man in Büchern die Kälte und das Sterile in einer Beziehung, wie auch immer diese geartet ist, oder bezeichnet wird, dies ist hier gar nicht der Fall. Ich mag die Wärme, die ausgestrahlt wird zwischen den Personen. Es erscheint nicht kitschig, nicht überflüssig plüschig, sondern einfach gut, und emotional warm. Auch dass Ralph sich verletzlich zeigt, und nicht immer nur den stahlharten Kerl spielt, mag ich sehr. Das gibt einem ein klein wenig mehr Vertrauen in die Menschheit zurück, und dass es wohl doch noch so etwas wie Emotionen in dieser Welt gibt :). In solchen Büchern fühl ich mich wohl.

Ich mag die Atmosphäre, das Prickeln, die Stimmung und die Chemie, die zwischen den beiden Protagonisten herrscht und fast fühlbar ist, so dass man als Leser einfach mitgehen muss.

Beide Protagonisten haben übrigens Selbstzweifel. Diagnostizier ich jetzt einfach mal.:D. Jaime wegen Robert und Ralph wegen Madeleine. Es gibt für beide also einen BestBuddySidekick :D Kelly, die beste Freundin von Jaime, und Callum, Ralphs bester Freund. Dies wäre zu erwähnen, weil die beiden gar nicht mal so unwichtig für die Geschichte sind, und Lockerheit und Humor mit reinbringen.

Für mich ist das Buch eine wundervolle Geschichte des Zueinanderstehens und Zueinanderbekennens.

Dies ist übrigens mein erster Roman von Sarah Saxx, und ich bin froh, diese nun als Autorin entdeckt zu haben.

Und da Jaime sich oft unsicher ist, ob sie Dinge tun soll, oder nicht, lasse ich ihr noch ein Lied da, wie in jeder meiner Rezensionen. Dies ist nun das, was mir mal wieder beim Lesen sofort in den Kopf geschossen ist:

„Somethin' 'bout you………….. makes me feel……… like a dangerous woman……. 

Somethin' 'bout, somethin' 'bout, somethin' 'bout you……

Makes me wanna do things…………. that I shouldn't………………

Somethin' 'bout, somethin' 'bout, somethin' 'bout……“