Rezension

It's the end of the world as we know it

Das Licht der letzten Tage - Emily St. John Mandel

Das Licht der letzten Tage
von Emily St. John Mandel

Bewertet mit 3 Sternen

Wir haben das Jahr 20 und zwar nach der Pandemie, denn plötzlich brach sie aus, die georgische Grippe und alle waren machtlos. 99,99 % der Weltbevölkerung starb und die Überlebenden? Sie flüchteten und bildeten kleine Städte in Restaurants, Tankstellen etc. Und dann gibt es da noch die Symphonie, eine Gruppe Schauspieler, die von Stadt zu Stadt ziehen und Theaterstücke von Shakespeare aufführen. Heute imJahr 20 gibt es junge Erwachsene und Kinder, die die Welt von vorher nicht kannten und somit auch nicht vermissen und es gibt Erwachsene, die die Welt von damals vermissen, die in Träumen und Erinnerungen schwelgen und die Hoffnung nicht aufgeben, wenigstens Teile der alten Welt zu erhalten.

Das Buch fiel mir auf, weil es eine Dystopie ist und ich wirklich begeistert bin von Romanen dieser Art. Sie versprechen viel Spannung, Dramatik und Action und einfach den Kampf ums Überleben. Aber hier war es irgendwie anders, allein die Sprache der Autorin ist eher schon malerisch und fast schon poetisch. Sie beschreibt die Welt im Jahre 20 und auch in der Zeit vor der Pandemie und während des Ausbruchs. Allerdings gibt es dabei keine klaren Linien, die die unterschiedlichen Zeiten voneinander trennen, sondern sie folgen unwillkürlich aufeinander. So hatte ich gerade bei den Rückblicken vor dem Ausbruch der Pandemie meine Schwierigkeiten, denn diese Stellen fand ich eher mühsam und schleppend und einen richtigen Bezug zu der Hauptperson in den Rückblicken, Arthur Leander - Schauspieler, konnte ich auch nicht herstellen, denn dieser verstarb sozusagen an dem Abend, als es zum Ausbruch der Grippe kam. Die Bereiche, die im Jahr 20 spielen, gefielen mir schon ganz gut, aber auch da hätte ich mir irgendwie mehr Abenteuer gewünscht. So blieb die Handlung weitestgehend bei Beschreibungen, wobei diese durchaus gelungen waren, alleine durch diese doch sehr feine Sprache, allerdings blieb dabei die Spannung auf der Strecke.

Auch die Charaktere wechseln sich ständig ab, so dass es mir nicht richtig gelang, zu einem der vielen Personen eine Beziehung aufzubauen. Die Personen bleiben blass und haben wenig tiefgang und so richtig lernt man niemanden kennen. Mein "Lieblingscharakter" ist Kirsten, die beim Ausbruch der Grippe noch ein Kind ist, aber hier hätte ich mir viel mehr Einblicke gewünscht, wie sie den Weltuntergang als Kind erlebt hat, die Ängste, die Sorgen und wie sie es geschafft hat, zu überleben. Aber richtig darauf eingegangen wird nicht.

Ja, dieser Roman soll zeigen, dass die Menschen auch dann noch Hoffnungen haben, wenn scheinbar alles verloren ist und das man weitermachen soll. Aber es fehlt einfach am Tiefgang, für mich wäre es besser gewesen, wenn es nur zwei Hauptcharaktere gegeben hätte und man diese in allen Phasen begleitet hätte.

Mein Fazit: ein hochgelobtes Werk, das sprachlich wirklich vom Feinsten ist, leider bleiben Spannung und Tiefgang dabei auf der Strecke und ich hatte Mühe, mich durch das Buch zu kämpfen. Schade, denn inhaltlich klang es vielversprechend!