Rezension

Ja, das Buch macht Mut, aber es macht auch nachdenklich angesichts der vielen Probleme – hier im Buch sind es vor allem familiendynamische und psychosoziale Konflikte- denen sich Flüchtlinge hier bei uns gegenüber sehen.

Dazwischen: Ich - Julya Rabinowich

Dazwischen: Ich
von Julya Rabinowich

Bewertet mit 5 Sternen

Julya Rabinowich, Dazwischen Ich, Hanser 2016, ISBN 978-3-446-25306-3

 

In ihrem ersten Jugendbuch hat die selbst als Kind emigrierte Schriftstellerin Julya Rabinowich die Geschichte eines Flüchtlingsmädchens erzählt.

 

Sie heißt Madina und ist aus einem Land im Krieg zusammen mit ihrer Familie nun endlich in einem Land angekommen, das ihnen Sicherheit verspricht. Sie fühlt sich wohl, hat mit Laura aus ihrer Klasse eine Freundin gefunden, die für sie mitten in der Fremde so etwas wie Heimat ist. Dennoch ist sie wie zerrissen:

„Ich war einerseits ganz glücklich und andererseits traurig. Hier kann Damals einfach nicht ersetzen. Gegenwart kann die Vergangenheit nur abschwächen, sie verschleiern, sie überdecken. Dann spürt man sie nicht mehr so tief und schneidend. Aber sie ist dennoch da.“

 

Madina, die ihre Geschichte selbst erzählt, ist diejenige, die bei den ermüdenden Behördengängen, in dem sie Dutzende Male immer wieder ihre Geschichte erzählen müssen, für die Familie übersetzt. Ihre Eltern und ihre fast stumme Tante Amina tun sich sehr schwer. Sie tragen etwas mit sich aus ihrer Vergangenheit in der Heimat, was Madina zunächst nur spürt, dann aber, als sie es herausbekommt, fast zerreißt.

 

Aber es ist nicht nur ihre Freundin Laura, die sie unterstützt, auch Frau King, die Lehrerin, die ihr Nachhilfe gibt und Frau Wischmann von der Schulsozialarbeit helfen ihr, wo sie können.

 

Als Madinas Vater aus Gründen, die hier nicht verraten werden, in seine Heimat zurückwill, weil Ehre und Werte es von ihm fordern, muss Madina eine schwerwiegende Entscheidung treffen…

 

„Dazwischen Ich“ ist eine bewegende und auch Mut  machende Geschichte. Ihre Arbeit mit Flüchtlingen hat der Autorin sehr geholfen dabei, eine authentische Erzählung zu schaffen, die dem Leser einen vertieften Einblick zu geben vermag in die vergangene und aktuelle Lebenswelt von Flüchtlingen und wie beide sich vermengen.

 

Ja, das Buch macht Mut, aber es macht auch nachdenklich angesichts der vielen Probleme – hier im Buch sind es vor allem familiendynamische und psychosoziale Konflikte- denen sich Flüchtlinge hier bei uns gegenüber sehen.