Rezension

Jagdfieber

Der Blütenjäger - Catherine Shepherd

Der Blütenjäger
von Catherine Shepherd

Bewertet mit 4 Sternen

★★★★

★★★★ 

Laura Kern ermittelt im Fall eines offensichtlichen Serientäters. Junge Frauen in Abendkleidern, von hinten direkt ins Herz geschossen, mit einem Foto und einer Blume im Wald liegend. Was hat der Täter vor? Was sollen die Blumen sagen? Laura zieht die Psychologin Dr. Niemeyer hinzu. Kann sie ihr helfen, weitere Morde zu verhindern und den Täter zu fassen?

 

Dies ist nun der vierte Fall für Laura Kern. Wer die Reihe verfolgt hat, weiß, dass sie selbst traumatisiert ist und die Erinnerungen immer wieder hochkommen an das, was sie nur mit knapper Not als Kind überlebt hat. Fast möchte ich sagen, dass ihre Vergangenheit ihr manchmal hilft, aktuelle Fälle zu lösen. Dennoch ist es der Autorin gelungen, sehr schön zu transportieren, in welchem Zwiespalt ihre Protagonistin steckt. Statt wegzulaufen, wie sie gerne möchte (und natürlich nicht kann), stellt sie sich ihren Ängsten und setzt alles daran, Täter an ihren Plänen zu hindern.

 

Die Idee zu „Der Blütenjäger“ ist gleichsam raffiniert, wie auch abstoßend. Außer Laura haben noch andere Traumata zu verarbeiten. Der eine schafft es relativ gut, der andere gar nicht und wieder andere verdrängen ihre Ängste durch die Berufswahl – im Grunde eigentlich, wie es auch Laura tut.

 

Die einzelnen Erzählstränge lesen sich sehr angenehm und reißen nicht aus dem Lesefluss. Man weiß und spürt und ahnt, dass sie sinnvoll ineinander passen. Das ist längst nicht bei jedem Thriller so. Die Ereignisse in der Vergangenheit sind in diesem Fall auch für den Leser auf spezielle Art miteinander verbunden. Die Spannung wird dadurch noch mehr erhöht.

 

Lauras Privatleben kommt auch zur Sprache. Diese Parts passen sich gut in die Story ein. Man wird auch hier nicht aus dem Lesefluss gerissen. Shepherd hat die Dosierung wunderbar hinbekommen. Lauras Unsicherheit kommt deutlich heraus, dennoch wirkt sie nicht wie ein „schwaches Weibchen“. Die berufliche Beziehung zu ihrem Kollegen Max und die private zu Taylor langweilen an keiner Stelle.

 

Die Entwicklung der Figuren, die man von den vorherigen Bänden kennt, ist in sich stimmig und weder zu rasant, noch zu lahm. Realistisch eben. Je mehr man als Leser Laura kennenlernt, desto stärker fühlt man sich ihr verbunden. Es ist, als würde man mit einer guten Freundin mitfiebern und mitermitteln.

 

Da ich die Bücher der Autorin bisher als Hörbuch genossen hatte, war es ein neues Erlebnis, diesmal zuerst das Printbuch zu lesen. Den ersten Band „Krähenmutter“ liest Dana Geissler. Das hat mir weniger gut gefallen. Beate Rysopp ist mir zwar für historische Romane noch viel lieber, aber ihre Art, die Hörbücher einzusprechen, gefällt mir einfach besser, liegt mir mehr. Bei „Der Blütenjäger“ habe ich ja den direkten Vergleich zu Print/Hörbuch und kann Beate Rysopp nur in höchsten Tönen loben, denn sie gibt der Story noch mehr Leben, als sie ohnehin schon hat. Für mich ist das Hörbuch sogar noch ein bisschen besser als die Printversion!

 

Die Serie gefällt mir durchgehend gut. Es gibt ein paar kleine Ungereimtheiten, ein paar Stellen, die ich weniger gelungen fand, aber insgesamt hatte ich spannende und fesselnde Unterhaltung, beim Print ebenso, wie beim Hörbuch – und auch der „zweite Durchgang“ war nicht weniger spannend! Dafür gebe ich vier Sterne!

★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»