Rezension

Jahresflop

Truly - Ava Reed

Truly
von Ava Reed

Ich bin niemand, der absichtlich Bücher schlecht macht oder nach dem Haar in der Suppe sucht, doch bei diesem Buch ist es mir schwer gefallen überhaupt auch nur irgendetwas positives zu finden. Letztendlich ist es mir gelungen: Das Cover gefällt mir wirklich gut. Es sagt zwar absolut nichts über die Geschichte aus, aber das ist vielleicht auch ganz gut so... Inhaltlich geht es um Andie, die mit dem Beginn des Studiums einen Neuanfang wagen möchte. Sie zieht in eine neue Stadt, wo bereits ihre beste Freundin June studiert, und trifft dort auf den verschlossenen Cooper.

Meine Kritik beginnt bereits beim Schreibstil mit dem ich absolut nichts anfangen kann. Ich finde ihm weder poetisch, noch sonst irgendwie besonders. Beim Lesen bin ich oft über Formulierungen und detaillierte Beschreibungen sinnloser Details gestolpert, manchmal finde ich den Schreibstil beinahe unangenehm, am meisten Probleme machen mir die Kapitel aus Andies Sicht, da ich ihre Gedanken überhaupt nicht nachvollziehen kann und ihre Handlungen unlogisch finde. Es werden außerdem immer wieder dieselben Dinge erwähnt bis der Leser vollkommen eingepennt ist. Vor allem die Kussszenen sowie die eine Sexszene fand ich absolut unerotisch beschrieben. Beim Versöhnungskuss musste ich direkt an küssende Reptilien denken, als dort stand „seine Zunge schnellte hervor“ und das macht jegliche Romantik doch eher nachhaltig zunichte. Bei der einen Sexszene hat mich doch sehr gestört, dass ich sie plötzlich sowohl aus der Sicht von Andie als auch der von Cooper erleben musste, vorher wurde die Geschichte auch abwechselnd erzählt, wieso dort nicht? Und dann gab es nicht einmal besondere neue Erkenntnisse beim zweiten Lesen der Szene. Kann man sich dann auch echt sparen.

Die Charaktere. Ich mochte keinen einzelnen im Buch wirklich – außer Sara vielleicht. Wenn ich eine Figur aussuchen müsste, dann würde ich wohl den Hund nehmen, aber auch der war unheimlich unrealistisch dargestellt. Andie fand ich total nervig. Auf der einen Seite will sie unbedingt einen Neuanfang, aber wirklich planen tut sie den nicht. Wie bescheuert ist es bitte ohne Geld, Job und Wohnung ein Studium in einer fremden Stadt zu beginnen? Sie hätte locker einfach noch länger warten können in der Heimat, dort arbeiten oder an einer anderen Uni heimatnah das Studium beginnen und später, wenn sie Geld gespart hat, wechseln. Dann jammert sie auf wirklich jeder Seite herum wie wenig Geld sie hat. Ja gut, habe ich kapiert, muss man mir nicht andauernd sagen, so doof bin ich auch nicht. Aber auf der anderen Seite gibt sie dann richtig viel Geld aus für Möbel aus einem Möbelhaus plus Speditionslieferung. Hat sie noch nie von Second Hand gehört? Oder sie hätte es wie Cooper machen können und auf dem Schlafsofa schlafen können. Sie hat sich nie beschwert, dass es unbequem ist, also wäre das ja auf jeden Fall eine Option gewesen. Und wieso zum Teufel kauft sie einen Schreibtisch, aber keinen Stuhl? Und als es ums Möbel kaufen geht, kauft sie ein Bett, einen Schreibtisch und einen Kleiderschrank. Aufgebaut von Cooper werden allerdings ein Bett, ein Schreibtisch sowie eine Kommode. Äh wo kommt die Kommode plötzlich her? Und generell wozu braucht man so etwas, wenn man kein Geld hat? Da würde ich doch eher meine Kleidung auf dem Boden stapeln als mir teure Möbel zu kaufen... Mit Pragmatismus hat es Andie echt absolut nicht.

Dann ihr Umgang mit dem armen Hund. Sie „rettet“ ihn von der Straße, aber sucht nicht mal nach den Besitzern, die er ja vielleicht haben könnte. Man kann doch nicht das erstbeste Tier von der Straße mitnehmen! Und dann füttert sie den Hund nicht nur am ersten Abend mit Schinken, sondern direkt drei Tage bis sie endlich mal Hundefutter besorgt. Da kann er auch weiter auf der Straße leben, da ist seine Ernährung bestimmt ausgewogener... Und überhaupt, sie hat kein Geld, bindet sich aber einen weiteren Esser ans Bein? Und zur Krönung lässt sie den Hund bei ihrer „Flucht“ in der WG zurück und erwartet von ihren Mitmenschen, dass die sich um den Hund kümmern. Und davon abgesehen finde ich auch ihren Tick aufzuräumen echt dämlich. Also nicht den Tick an sich, das haben ja durchaus auch Leute, aber so wie das bei Andy umgesetzt ist, macht es sie einfach zur Nervensäge. Ich kann Sara absolut verstehen, dass sie das nicht in Ordnung fand, dass sich jemand in ihrer Wohnung gegen ihren Willen einquartiert und dann auch noch in ihren Sachen herumsortiert... Betont wurde ja auch immer wieder, dass andere Menschen Andies Systeme nicht nachvollziehen können, also macht es auch einfach keinen Sinn, dass sie andauernd irgendwo aufräumt, sie macht es für alle anderen ja nur noch schwieriger.

Cooper. Lernt man nicht wirklich kennen. Obwohl es auch Kapitel aus seiner Sicht gibt, weiß man nichts von ihm außer seiner Leidenschaft für Kunst, dass seine Eltern keinen Kontakt zu ihm haben und er Schuldgefühle wegen seiner Schwester hat. Ansonsten finde ich unglaublich seltsam. Mehrmals sieht er Andie, findet sie mega attraktiv und fühlt sich dabei an seine Schwester erinnert. Finde nur ich seltsam, dass er offenbar seine Schwester so attraktiv findet? Und ich fand es doch sehr schade, dass Zoey nicht ein einziges Mal wirklich vorkam, also als Leser hat man sie einfach nicht kennengelernt. Dann gab es noch Owen, dessen Rolle ich absolut nicht verstanden habe. Keine Ahnung was seine Rolle war.

Die Frauenfiguren. Ich finde es ja schon dämlich, dass so viele Frauen Namen auf i-Laute (Millie, Andie, Zoey) haben und das einfach nur niedliche, hilflose Wesen suggeriert. Dazu passt auch, dass Andie praktisch nichts alleine kann. Zuhause hat sie noch alles gemacht, sich um eine Ranch gekümmert, doch sobald Cooper auftaucht, muss sie nichts mehr machen, er rettet sie immer und überall. Beizeiten übernimmt auch Mason mal diese Rolle des „Retters“. Ich hasse diese absolut klischeehafte Darstellung von Andie als Jungfrau in Nöten, die absolut nichts alleine hinbekommt. June soll wohl die „starke Frauenfigur“ als Gegenpol darstellen, doch was ist bitte so toll daran, dass sie grundlos Kerlen Drinks übers Hemd gießt oder Mason schlägt oder beleidigt? Das finde ich bei Männern dumm und bei Frauen ist es auch nicht besser.

Für mich hat der gesamte Plot ein absolutes Glaubwürdigkeitsproblem. Nichts, wirklich nichts fand ich logisch, glaubwürdig oder irgendwie nachvollziehbar. Was mir neben der Glaubwürdigkeit gefehlt hat, waren Gespräche zwischen Cooper und Andie. Kein einziges Mal haben sie in direkter Rede miteinander über ihre Beziehung oder die Vergangenheit von Cooper gesprochen. Infos haben sowohl die Leser als auch Andie nur über Dritte bekommen. Und was ich total dumm fand, als Leser hat man von Coopers Geschichte als allererstes erfahren als er diese June erzählt hat und nicht Andie. Durch diese fehlenden Gespräche verstärkt sich außerdem das Gefühl, dass die Liebesgeschichte zwischen Andie und Cooper absolut oberflächlich dargestellt. Es hilft dann auch nicht, dass ich die ganzen Figuren unsympathisch finde sowie alle Schilderungen der Liebesbeziehung absolut unerotisch finde. Auch den Prolog fand ich richtig unnötig, den hätte es echt nicht gebraucht, weil ich solche schrecklichsten Tage des Lebens schon viel zu oft in letzter Zeit als Buchbeginn hatte. Mit der Szene zu beginnen, wo Andie an die Tür von June klopft, wäre doch total okay gewesen.

Leider konnte mich absolut nichts an diesem Buch überzeugen. Weder der Schreibstil, noch der Plot, die Charaktere oder das Setting (es war total egal wo das Buch spielt, die Umgebung spielte eh keine Rolle). Den einen bzw. den halben Stern gibt es einzig und alleine fürs Cover und weil man nicht null Sterne geben kann...