Rezension

Jahreshighlight

Wilder Girls - Rory Power

Wilder Girls
von Rory Power

Bewertet mit 5 Sternen

Worum es geht: 

"They told us to wait and stay alive"

Hetty und ihr zwei besten Freundinnen leben auf der Insel Raxter in einem Internat. Seit 2 Jahren sind sie ausserdem in Quarantäne. Die Tox, ein Virus hat sich verbreitet und alle die bis jetzt nicht gestorben sind, versuchen mit neuen Mutationen und neuen Regeln zu überleben bis es ein Heilmittel gibt. Doch dann verschwindet Hetty's beste Freundin. Auf der Suche nach Byatt stösst sie auf weitere Geheimnisse. 

Meine Meinung: 

Schon länger habe ich keine Rezi mehr zu einem englischen Titel gemacht. Auf eine deutsche Übersetzung konnte ich bei diesem Titel aber nicht warten um etwas dazu zu schreiben.
Hier spielte vieles zusammen. Dass ich keinerlei Ahnung vom Inhalt hatte, als ich es zu lesen begann half ganz besonders, mich positiv zu überraschen. "Female Version of lord of the flies" hies es irgendwo. Ja weibliche Teenager, die auf einer Insel ums Überleben kämpfen, stimmt schon so. Aber Wilder Girls ist noch so viel mehr. Objektiv betrachtet weiss ich, das es hier viel zu bemängeln gibt. Die Charaktere sind alle recht flach gehalten. Verschiedene Namen die mit dazugehörigen Mutationen in den Raum geworfen werden, das wars. Kaum Hintergrundgeschichte zum Virus. Mal hier und da einen Erklärungssatz eingeworfen. Kann man bemängeln. 

“It’s like that, with all of us here. Sick, strange, and we don’t know why. Things bursting out of us, bits missing and pieces sloughing off, and then we harden and smooth over.” 

Vielleicht war es einfach nur der richtige Zeitpunkt, oder die fehlende Erwartung, aber Wilder Girls hat bei mir ins Ziel getroffen. Über jeden Kritikpunkt den ich hätte haben können, habe ich weggesehen. Erinnerte sprachlich sogar an "The Water Cure" von Sophie Mackintosh, was mich in eine andere Welt katapultierte. 
Das fehlende Hintergrundwissen erklärte ich mir dadurch, dass die Geschichte hauptsächlich aus Hetty's Sicht ist, und eine 14 Jährige wahrscheinlich a) nicht alles gesagt bekommen hat und b) mit ihrer Mutation und dem Versuch zu überleben weitaus mehr beschäftigt ist. Störte mich aber auch nicht, so in die Handlung reingeworfen zu werden. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mir zuviele Fragen um das Wie gemacht.  
Ziemlich schnell hat Byatt einen Zwischenfall, nicht unüblich und auch teilweise bereits erwartet. Diesmal fällt er aber so stark aus, dass sie auf die Krankenstation gebracht werden muss. Von Hetty und Reese wird erwartet, sie einfach zu vergessen. Als beste Freundinnen versuchen die beiden aber Byatt zu finden, und treten damit eine Lawine an Ereignissen los. 
Die Autorin hat sich hier so einiges getraut. Horror Atmosphäre und auf fast jeder zweiten Seite eine Wendung die ich nicht erwartet hätte. Sie ist auch nicht zimperlich was ihre Figuren angeht. Die Frustration und Erschöpfung waren für mich auf jeder Seite greifbar. Die Umstände haben mich ebenfalls erschöpft, und ich hab es nur lesen müssen, nicht erleben.  
Ausserdem gibt es auch eine kleine lesbische Liebesgeschichte. Die fand ich ganz schön dezent aber mit Hand und Fuss. Hat für mich schön reingepasst, vor allem auch weil es keine "Liebe auf den ersten Blick" Geschichte war. Die 2, 3 Momente die sich die beiden nehmen geben dem Leser eine kleine Verschnaufspause, die teilweise auch bitter nötig ist.

“Some days it’s fine. Others it nearly breaks me. The emptiness of the horizon, and the hunger in my body, and how will we ever survive this if we can’t survive each other? “We’re gonna make it. Tell me we’re gonna make it.” 

Ich würde sagen für Fans von Ransom Riggs "Mrs Peregrins Insel der besonderen Kinder", Battle Royale, The Water Cure und Lord of the flies. Und jeder der Bock of Horror -Spannung hat!