Rezension

Jahreshighlight, Lobeshymnen! Es kann nicht besser werden

Die Chroniken von Azuhr - Bernhard Hennen

Die Chroniken von Azuhr
von Bernhard Hennen

Meine Meinung

Geschichte

„Ein Autor, auf den du dich verlassen kannst“, dachte ich, als ich das Buch freudig zur Hand nahm und auf guten Fantasy gehofft habe. Was ich dann bekommen habe war weitaus über meinen Vorstellungen und brachte mir die Gewissheit, als erstes gelesenes Buch im neuen Jahr das Highlight gelesen zu haben.
Der Aufbau der ganzen Geschichte war grandios. Viele Namen fallen am Anfang, man versucht, in die Geschichte hineinzukommen, in die man einfach so hinein geschmissen wird. Für mich einer der besten Wege, gute High Fantasy Bücher zu eröffnen, denn alle Charaktere erst einzuführen, wäre eine langweilige Mordsaufgabe. Man fängt an, die ersten Charaktere zu lieben und zu hassen, baut sich Beziehungen auf und dann der Knall. Das Finale. Eine große Show, spannend bis zum letzten Wort, Fassungslosigkeit, Überraschung über die Wendung der Geschichte… Aber Moment. Das Buch fing gerade erst an.
So einen Einstieg habe ich bislang in keinem anderen Buch gelesen. Er war einzigartig, einfach grandios. Und so ging das Buch auch weiter. Jede einzelne Idee war so einfallsreich und neu für mich. Der Autor schreckt nicht zurück vor bösen Schicksalen, die unerwartete Wendungen einfließen lassen. Das treibt den Spannunsfaktor enorm hoch, denn irgendwann merkte ich: Niemand ist in dem Buch vor Hennen sicher.
Das Buch zog mich so in einen Bann und als mich jemand fragte, worum es in dem Buch geht, konnte ich es ehrlich gesagt nicht so genau sagen. Ich wusste einfach nur, dass ich kein einziges Wort missen will und mich niemand beim Lesen stören soll. Denn obwohl der Kern des Buches erst relativ spät genannt wurde, war das vollkommen okay. Der Autor bietet genug, um sich das zu erlauben.
Fabelwesen, von denen ich nie etwas gehört habe. Mythen, die viel versprechen. Ein Ende, welches vollkommener nicht hätte sein können, obwohl es weitaus anders ausging, als erwartet. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen.

Charaktere

Wir haben die typisch rebellierende Person, der irgendwas nicht passt und sich deswegen auflehnt. Doch das in einem vollkommen neuen Gewand. Einzigartige Ideen eingepackt in ein Überraschungspaket. Der Protagonist Milan ist genau nach meinem Geschmack. Er ist weder der Alleswisser, noch das dumme, graue Mäuschen. Er ist ein recht normaler Junge, doch mit einem eisernen Willen. Oft starrte ich bei Szenen über ihn fassungslos in Buch und habe richtig mitgefiebert.
Nebst Milan gibt es natürlich noch eine Reihe weiterer, toller Charaktere, die ich alle gar nicht nennen kann. Sie bergen Geheimnisse und es läuft nur unterschwellig mit, dass die Leute eine andere Seite haben, etwas, was sie verbergen. Es ist so gut versteckt, dass es schon wieder offensichtlich ist und ich brenne darauf, diese Dinge zu erfahren.

Schreibstil & Sichtweise

Ich kann Hennen in seinem Schreibstil nur Lobeshymnen singen. Es ist über vier Jahre her, dass ein Buch mich so dermaßen gefesselt habe, dass ich alle Ablenkungen um mich herum vergessen konnte und bis morgens um sieben durchlas, selbst als die Kopfschmerzen anfingen und der Blick verschwamm. Er ist so detailliert, lässt alles um mich herum lebendig werden, mittendrin sein. Er ist der Mythenweber, von dem die Rede ist. Kann ich noch eine Ode verfassen?
Geschrieben ist das Buch aus der Sichtweise von mehreren Personen. In erster Linie jedoch Milan. Mit den einzelnen Sichtweisen lässt Hennen perfekt kleine Details in die Geschichte fließen. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Geschrieben ist es in der dritten Person.

Cover & Titel

Das Cover. Kann man es nicht lieben? Man versteht es erst so richtig, je weiter das Buch voranschreitet. Immer mehr feine Details erkennt man. Die Farbgebung. Die azuhrblaue Farbe. Ich bin verliebt.
Auch der Titel passt gut, versteht man aber erst im Laufe der Geschichte. Vor allem den „Untertitel“ der Verfluchte gefällt mir sehr, da es eine kleine Interpretation ist, ein Denkanstoß.

Zitat

„Für jene, die die Klingen führen, kommt dabei am Ende nie etwas Gutes heraus. Zerbrecht nicht das Herz Eurer Mutter, weil Ihr ein Held sein wollt.“ 
– Seite 540

Fazit

Zum ersten Mal gefiel mir ein Buch so gut, dass ich einen goldenen Panda vergebe. Das sagt einiges über das Buch aus. Für alle Fantasy und vor allem High-Fantasy-Fans ist dieses Buch ein Muss und ich würde jeden solange nerven, bis er es endlich gelesen hat.