Rezension

Janusmond

Janusmond - Mia Winter

Janusmond
von Mia Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Such man einen Thriller bzw. Krimi, der eine eher düstere Atmosphäre aufweist und zudem auch noch sehr viel auf der psychischen Ebene mit dem Leser spielt, ist man mit »Janusmond« auf jeden Fall auf einem guten Weg, denn dieses Buch bringt einfach extrem viel mit sich in diesem Bereich, so dass ich es auch nicht unbedingt als Abendlektüre vor dem Schlafen empfehlen kann. Zum einen die Spannung und zum anderen diese Atmosphäre bringen einfach eine Erregung beim Leser mit sich, die einen durchaus ziemlich gut vom Schlafen abhalten kann.

Es ist vielleicht nicht unbedingt das logischste Buch, vor allem beim Verhalten mancher Charaktere, die ich durchweg für manchmal etwas naiv, manchmal etwas zu verrückt gehalten habe. Ebenso auch nicht unbedingt von den Begebenheiten und Abläufen und trotzdem hatte das Buch etwas, vielleicht gerade auch deswegen, weil die Charaktere doch irgendwie besonders sind, anders sind und der Fokus auch sehr stark auf diesen und ihrem Verhalten, ihrer Wirkung auf andere etc. liegt.

Dabei ist es vor allem schon allein spannend, die Geschichte rund um Lune, ihre Vergangenheit, wie andere sie damals wahrgenommen haben, etc. zu erfahren. Jedoch muss ich auch sagen, dass ich Lune in ihrem Verhalten und ihren Gedankengängen häufig nicht so wirklich verstanden habe, aber ich denke, dass dieser Eindruck von ihr auch geweckt werden soll, da sie eine sehr spezielle Person ist. Ebenso ist es bei einem der beiden Protagonisten, ihrem Zwillingsbruder Leon, der auf der Suche nach Lune bzw. der Erkenntnis, was aus ihr geworden ist, ein Mensch ist, den ich schwer einzuschätzen finde, kommt er einem im Buch immer mal wieder sehr sympathisch und an vielen Stellen aber auch so extrem unsympathisch vor, verhält sich so eigenartig, dass man ihn zunächst lange nicht einschätzen kann. Man sich zu fragen beginnt, hat dieser Charakter wirklich ein psychisches Problem oder haben andere es geschafft, dass ihm etwas attestiert wurde, was er nicht hat. Ist er aktiver Part in seinem Leben oder der Spielball anderer. Beim zweiten Protagonisten, dem Kommissar Christian Mirambeau lag da schon eher meine Sympathie, auch wenn ich nicht verstehen kann, wie man in seinem Job so naiv und leichtgläubig sein kann, wie er mir oftmals erschien, jedoch ist er ansonsten ein Charakter, den ich sehr sympathisch fand. Am liebsten war mir jedoch Uldis, sein Kollege und eher ein Nebencharakter, wohl auch, weil er der einzig halbwegs normal denkende Mensch in diesem Roman zu sein schien.

Louisson, der Handlungsort, hat es in diesem Buch geschafft mir extrem unsympathisch zu werden, zu einer Stadt, die ich selbst auf keinen Fall besuchen wollen würde, da sie mir zu verdorben, zu dreckig, zu stickig und einfach nicht liebenswert vorkam, sondern wie ein Ort, an dem ich mich nicht wohlfühlen könnte. Dabei ist die Stadt sehr gut beschrieben, man kann sich viele sehr bildlich vorstellen und dieser Sumpf menschlicher Abgründe, die in dieser Stadt aufgezeigt werden, ist extrem gelungen, schrecken mich jedoch ab und ich kann Lunes Faszination für diesen Ort nicht nachempfinden.

Ein sehr spezielles Buch mit einem Ende, dass ich in manchen Punkten so erwartet habe, mich aber in anderen noch ziemlich überraschen konnte, sehr mit den Abgründen der Zivilisation und der Menschen spielt, einem so einige Facetten der Menschen aufzeigt und mit der dazu passenden düsteren Atmosphäre punkten kann, die dann auch manche kleine Länge bzw. logische Ungereimtheit wett macht.