Rezension

Japan, kulinarisch; Japan, sexistisch

Butter -

Butter
von Asako Yuzuki

Bewertet mit 4 Sternen

Japan - Kultur und Küche

Rika (Journalistin) lebt in  Tokio. Sie will ein Exklusivinterview mit Manako Kajii. Diese sitzt als angebliche Serienmörderin ein (sie soll mehrere Männer, die sie mit ihrer Kochkunst verführt hat und dazu gebracht ihr den Lebensunterhalt zu finanzieren, ermordet haben). Manako hat bisher jegliche Interviewanfragen abgewehrt. Rika schafft es zu Manako vorzudringen, indem sie vorgibt an ihren Rezepten interessiert zu sein. Doch innerhalb kurzer Zeit wird daraus eine Faszination für Manako und auch für die Rezepte. Manako Kajii erwartet von Rika ein gewisses Eingehen auf ihre Lebensphilosophie. Dadurch hinterfragt Rika zunehmend ihr eigenes Leben und das der japanischen Gesellschaft (was ist wichtig, was will ich als Frau in meiner Gesellschaft, etc.).

Es geht nicht mehr darum, hat Manako diese Männer ermordet, sondern es geht zunehmend darum, was macht die Gesellschaft in Japan aus den Frauen.
Die Einblicke in die japanische Kultur können schockieren: Fleiß und Gehorsam stehen an erster Stelle (sich für die Firma fast umbringen, eine Frau muss schlank sein, diszipliniert und eher dem alten Ideal einer Geisha entsprechen). Bodyshaming ist in Japan noch schlimmer als in Europa.

Bei den interessanten Gesprächen über Essen und dem Austausch der Rezepte erwischen den Lesenden natürlich auch Hungerattacken. Nicht umsonst heißt das Buch ‚Butter‘, denn die Butter spielt eine große Rolle. So wie der Roman keine leichte Lektüre ist und durchaus seine Pausen braucht, so gibt es dann die anderen Pausen, um zwar die Rezepte nicht unbedingt nachzukochen, aber doch etwas Japanisches zu sich zu nehmen. Also man decke sich rechtzeitig mit genügend Butter, Reis, Sojasauce und den anderen Köstlichkeiten der japanischen Küche ein.

Der ungewöhnliche Titel macht neugierig, ebenso das Aufsehen erregende Umschlagsbild. Den Einstieg in den Roman fand ich etwas schwierig - denn so wie sich die ersten Personen, die einem im Roman begegnen, benehmen – da hat sich bei mir zuerst einmal alles gegen das Buch gesträubt. Anscheinend ist der Roman ein Buch, was es der Leserschaft nicht einfach macht: Manche lehnen den Roman ab, andere sind ganz vernarrt in ihn. Ich stehe wohl dazwischen, schwieriger Einstieg, tolle Rezepte, fremde Kultur, unverständliches Verhalten aus (meiner) europäischen Sicht.

Bei den zahlreichen kulinarischen Ereignissen musste ich jedoch passen, weil mir diese Gerichte und Zutaten unbekannt sind. Wer Lust an der Kulinarik hat, muss vieles nachschlagen. Es sind Begriffe, die wohl in Fernost üblich sind, bei uns eher unbekannt. Der Roman eignet sich als Vorbereitung für eine Japan-Reise, um kulinarisch, aber auch gesellschaftlich sich darauf einzustellen, was einem in Japan erwartet.

Es ist ein modernes Buch über Japan, das noch ziemlich in seiner traditionellen Warteschleife hängt. Angesichts der Tatsache, dass die Selbstmordrate in Japan, vor allem unter jungen Leuten, hoch ist – sollte wohl ein Umdenken beginnen. Vielleicht können solche Bücher wie das von Asako Yuzuki dazu verhelfen.