Rezension

Japanischer Gesellschaftskrimi

50 - Hideo Yokoyama

50
von Hideo Yokoyama

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzmeinung

Genre: Krimi

Handlung: Ein Polizist bringt seine an Alzheimer erkrankte Ehefrau um und stellt sich. Der Tod war ihr Wunsch. Sie wollte als Mutter sterben, sterben, solange sie sich noch an ihren Sohn erinnert. Doch warum stellt sich der Polizeihauptmeister nicht sofort? Warum zwei Tage später? Was hat er in dieser Zeit gemacht?

Charaktere: Die Geschichte umfasst eine Vielzahl an Haupt- und Nebencharakteren, was es den Leser*innen nicht so leicht macht, den Überblick zu behalten. Die vielen japanischen Namen machen das Ganze nicht unbedingt leichter. Im Buch und eBook gibt es zu Beginn eine Auflistung der handelnden Personen. Das ist sehr gut. Beim Hörbuch fällt das leider weg. Schade, dass es zum Download der Hörbuchdatei kein PDF des Porsenenverzeichnises gibt.

Spannung: Durch Spannung besticht dieser Krimi nicht. Eigentlich plätschert er eher vor sich hin, was nicht ganz unüblich ist bei japanischen Krimis.

Schreibstil: Der Schreibstil ist sehr angenehm, jedoch wird die Geschichte sehr unaufgeregt erzählt. Die verschiedenen Blickwinkel, aus denen erzählt wird, runden die Geschichte immer ein stückweit mehr ab.

Ende: Am Ende gibt es die Auflösung über die zwei Tage, die keine Fragen mehr offen lassen. Den*die eine*n wird sich die Frage stellen, ob der Grund eine ausreichende Basis für einen Krimi darstellt. In Deutschland wäre die Thematik in dieser Form sicherlich keinem Verlag ein Buch wert. Doch die japanische Gesellschaft ist da anders gestrickt.

Hörbuch: Das Hörbuch wurde von Gerhard Gabers eingelesen, der eine wundervolle Erzählstimme hat! Sein etwas kratziges Timbre passt einfach wunderbar zu einem Hörbuch, das sich ganz langsam entwickelt.

Fazit: Dieser Krimi ist typisch für japanische Bücher dieses Genres. Er entfaltet sich nicht durch Thrill, sondern durch die zweite Ebene der Geschichte. Leser*innen bekommen tiefe Einblicke in die japanische Gesellschaft und das japanische Justizwesen. Es ist sehr interessant zu lesen, welche Unterschiede es da zu uns gibt. Einiges erklärt dabei das Verhalten vieler Japaner, wie wir sie kennen. Das (Hör)buch ist auch für “Japaneinsteiger*innen” geeignet, um ein Gefühl für Bücher aus Japan zu bekommen. Nicht jeder*m liegt dieser Sprach- und Schreibstil und die Langsamkeit der Plotentwicklung. Ein bisschen mehr Spannung hätte nicht geschadet. Auch verwirrte mich etwas ein zu Beginn erwähnter, anderer Fall, den ich in Bezug zum Mord an der Ehefrau des Polizeihauptmeisters wähnte. Doch diese Fäden wurden einfach fallengelassen, sodass ich insgesamt einen Stern abziehen musste.