Rezension

Japankult für Deutsche

Für immer und Sushi? - Fiona Kawazoe

Für immer und Sushi?
von Fiona Kawazoe

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman "Für immer und Sushi?" von Fiona Kawazoe hat 339 Seiten und kostet als eBook 2,99€, als Taschenbuchausgabe auch für 14,99€ erhältlich.

Inhalt:
Vanessa Faber versteht die Welt nicht mehr, als sie sich dazu entschlossen hat als Babysitterin in Tokyo zu arbeiten. Aber mit ihrer Arbeitgeberin ist es unmöglich weiter im Haus zu bleiben und so entschließt sie sich eine eigene Unterkunft zu suchen. Und da scheint es gerade perfekt zu sein, dass Saki ihre Hilfe für ihren eigenen interkulturellen Dienst braucht. Und da ist da noch Takuya, den sie nicht mehr aus dem Kopf kriegt...

Meine Meinung:
Die Autorin Fiona Kawazoe hat mit diesem Buch einen guten Roman zur Welt gebracht, in der Liebe, Freundschaft und auch der Humor nicht zu kurz kommt.
Der Schreibstil ist flüssig und wurde aus der Ich-Perspektive von Vanessa geschrieben.

Zu der Geschichte,
es geht hauptsächlich um Vanessa und alles gängt damit an, dass sie mit einem Babysitterjob für 3 Monaten in Tokyo bleibt. Was zuallererst eine Chance zum Neuanfang sein soll entwickelt sich zunehmens zu einer Selbstfindungsreise und das auf mehreren Ebenen.
Das Buch behandelt das Thema japanische Kultur sehr genau und gewissenhaft, alles schön und verständlich verpackt in einen Roman.
Dabei ist es der Autorin gelungen zwischendurch immer mal einige japanische Wörter einzubauen und sie gut zu erklären. Von Arigatou (Danke) bis zu Ganbatte (Streng dich an! Du schaffst es! Weiter so!) findet man die grundlegenden Basis.

Was ich auch gelungen finde ist, dass manchmal bei einem neuangefangenen Kapitel ein Blogeintrag von Saki (Vanessas Freundin) steht. Dort schreibt Vanessas (zukünftige) Zimmergenosin über interkulturelle Liebesprobleme bzw. postet einige Beiträge ihrer Leserschaft. Für zwischendurch sind die Einträge interessant zu lesen und geben alle jeweils ein anderes Bild von den Japanern ab.

Zu den Charakter,
Vanessa ist zu Beginn noch eine sehr in sich gekehrte und recht konservativ. Da ist Tokyo schon eine andere Welt, als die in Deutschland. Aber im Laufe ihres 3-monatigen Aufenthalts in Tokyo, den Begegnungen und Beziehungen, die sie aufgebaut hat, hat sie sich verändert. Gleich zum Anfang als sie erstmal sich in Japan zurechtfinden musste und all dem Chaos ausgesetzt war, habe ich sie direkt in mein Herz geschlossen. Es ist nicht schwer mir vorzustellen wie heikel die ganze Angelegenheit ist, dennoch versucht sie stark zu sein, auch wenn es manchmal wirklich schlecht aussieht und man am verzweifeln ist. Am lustigen ist es, wenn sie neugierig ist, denn einmal wurde es fast schon sushisch.

Saki hingegen könnte man fast als Vanessa's Gegenstück bezeichnen. Denn anders als unsere für sich bleibende und konservative Vanessa, ist Saki eher naiv, voller Energie und eine sehr gesprächige Mitbewohnerin. Allein deshalb war es nicht besonders schwer Saki ins Herz zuschließen. Und tja nicht umsonst heißt es "Gegensätze ziehen sich an" und obwohl beide doch so verschieden sind, werden sie gute Freunde. Und als Halbjapanerin und Halbdeutsche, kann sie perfekt zwischen den beiden Sprachen/Kulturen gut vermittelt.

Und dann wäre da noch Takuya, Sakis bester Freund und vorbildlicher Salaryman (wer wissen will was das bedeutet lest einfach das Buch). Seine sorgenvolle Art Saki gegenüber und diese Bereitschaft zu helfen (besonders Saki), da kann man eben nicht anders als ihn wie so eine Art fürsorglichen Bruder betrachten. Dadurch, dass er kein Deutsch spricht, unterhält er sich mit Vanessa auf Englisch, es scheint zumindest bei dieser Art der Kommunikation keine Probleme zu geben. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht.

Was mir jedoch nicht gefallen hat war, dass die Beziehung zwischen Vanessa und Takuya eher zurückhaltend war, als man sie von sonstigen Romanen kennt. Erst als es sich dem Ende neigt, scheinen sie ihren Gefühlen nachzugeben und es passiert etwas, aber meiner Meinung nach haben sie sich viel zu viel Zeit genommen. 
Ein anderer Punkt wäre dann noch, dass aus meiner Sicht zu wenige japanische Wörter vorkamen. Dennoch weiß ich es zu schätzen, dass das hier in erster Linie ein Roman ist und kein Japanischkurs.
Und schließlich finde ich, dass sich unsere Hauptfiguren nicht so viel mit dem interkulturellen Hilfedienst auseinandergesetzt haben, wie sie sollten. Den Auftrag, den sie bekommen haben, ging zu schnell vonstatten, obwohl er doch realistisch wirkte.

Mein Fazit:
Alles in allem ist das ist ein schöner Roman, der sich weniger auf "gewöhnliche Liebeleien" spezialisiert, als mehr auf die Liebesbeziehungen zwischen den Kulturen/Ländern, was wirklich problematisch sein kann.
Ich kann das Buch allen ab 12 Jahren empfehlen, besonders geeignet für die, die sich für die japanische Kultur interessieren, Neueinsteiger können es problemlos lesen.

Meine Bewertung: 4 Sterne