Rezension

Javier

Solito -

Solito
von Javier Zamora

Bewertet mit 5 Sternen

Solito beschreibt die Geschichte des kleinen Javiers aus El Salvador, der mit 9 Jahren bei seinen Großeltern und seiner Tante lebt und sich nichts sehnlicher wünscht als zu seinen Eltern in die USA zu kommen, die bereits die gefährliche Route in ein vermeintlich besseres Leben auf sich genommen haben. Eines Tages ist es endlich so weit, die Pläne werden konkreter und auch Javier soll (in seiner Perspektive - darf) mit einem Kojoten die gefährliche und beschwerliche Reise zu den Eltern unternehmen. 

Immer wieder und nicht erst auf der Route, wie beispielsweise bereits in Javiers Schulklasse, wird deutlich, dass Javiers Geschichte kein Einzelfall ist. Die Migration mit all ihren Auswirkungen auf die Migrierenden wie die Zurückgebliebenen ist vielmehr konstitutiv für die Region. Zerrissene Familien, Kinder die bei den Großeltern leben und zum Muttertag etwas für Oma basteln, Eltern die Geschenke aus dem vermeintlichen Konsumparadies schicken, Nachbarn die verschwinden und von da an nur noch als Gruß aus den USA auftauchen. Neben den gefährlichen Migrationsrouten und dem oft harten Leben in den USA ist auch dies ein Aspekt, den Javier Zamora mit seiner Geschichte beleuchtet. 

Besonders macht dieses Buch zum einen die sehr persönliche Erzählweise als wahre Geschichte des Autors, zum anderen erleben wir die Migration mit den Augen eines Kindes. Dadurch wirkt vieles unbedarfter und gleichzeitig nicht weniger eindringlich. Sprachlich liest sich die Erzählung wie ein Roman, ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass hier der Autor seine eigene Geschichte erzählt. Gelungen war für mich die Einbindung spanischer Begriffe und Redewendungen. Mit rudimentären Sprachkenntnissen versteht man diese auch ohne die Übersetzung im Anhang und die gesamte Geschichte wirkte auf mich beim Lesen noch authentischer. Sprache und Perspektive haben mich so förmlich mit Javier Zamora mitfühlen und das Geschriebene vor Ort miterleben lassen.

Solito ist ein eindringliches, gut geschriebenes Werk, dass nicht nur die bewegende Geschichte von Javier Zamora erzählt, sondern den vielen Menschen aus Mittelamerika, die in den USA ein vermeintlich besseres Leben suchen, und in den Medien oft nur als Statistik über Migration und Grenzverletzungen, auftauchen, ein Gesicht gibt.