Rezension

Jazz, Apartheid und die Schwarze Hand

Höllenjazz in New Orleans - Ray Celestin

Höllenjazz in New Orleans
von Ray Celestin

Bewertet mit 4 Sternen

Lewis Armstrong als guter Freund der Sekretärin Ida, die mit ermittlerischem Ehrgeiz grausame Morde aufklären will und dabei mehrfach selbst in die Gefahren ihrer Zeit, ihrer Heimat und ihrer Hautfarbe gerät.

Sommer 1919: Der Axeman geht um in New Orleans, massakriert italienische Geschäftsleute und scheucht damit die stadtansässige Mafia auf. Die weiße Bevölkerung denkt an einen Schwarzen, die schwarze Bevölkerung an einen Weißen. Spielen Kriegsveteranen eine Rolle oder die Besitzer der Bordelle, die per Dekret aus Washington verboten aber vom Bürgermeister der Stadt geduldet werden? Polizist Michael, dienstlich in die Kreise der Mafia geraten und somit für beide Seiten zum Verräter geworden, Ex-Polizist und ehemals inhaftierter Mafioso Luca, Verratener und damit Täter und Opfer zugleich, die ermittlungsaffine Sekretärin einer Privatdetektei Ida und ihr bekannter Freund, Lewis - später Louis - Armstrong und der drogenabhängige Reporter Riley heften sich jeder auf seine bzw. ihre Art und Weise an die Fersen des Axeman und erleben einen schwülen, drückenden Sommer in New Orleans, der sich in einer tosenden Sturmflut entlädt, die gleich mehrere Tote fordern wird, jedoch nur eine vermeintliche Ruhe in die Stadt bringen wird. Alle Ermittelnden haben gleichzeitig mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen: Rassentrennung, Mischehe, Einwandererdasein in den USA, Armut, Leben am Rande der Legalität, Rache, Familienehre, der Bedeutung von Heimat und wo sie ist, Wegsehen und Ignoranz, Politik, Rechtsbeugung und Rechtsempfinden, Drogen, Prostitution und natürlich Jazzmusik. So entsteht ein spannend verwobenes Netz an Geschichten, die auf elegante Weise zusammenführen. Lesenswert!
Das Cover so ungewöhnlich wie die Story, jedoch: Passender geht es nicht, auch wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen.