Rezension

Je oller, je doller...

Der Gärtner war's nicht
von Tatjana Kruse

Bewertet mit 4 Sternen

ACHTUNG! Diese Rezension bezieht sich auf die gleichnamige und ungekürzte Hörbuchversion, die hier leider nicht gelistet ist...

Konny und Kriemhild, beide über sechzig, führen nicht sonderlich erfolgreich eine Pension in der Provinz. Eines Tages wird die Idylle durch einen Mord gestört – und die Schwestern entpuppen sich als wahre Meisterdetektivinnen...

In die Beschaulichkeit der Bed & Breakfast-Pension der Schwestern Konny und Kriemhild platzt eine Band junger Musiker, die den Haushalt ordentlich auf den Kopf stellen – bis einer von ihnen tot aufgefunden wird. Hat der Gärtner den Gast versehentlich mit seinem Aufsitzrasenmäher umgefahren? War es wirklich ein Unfall? Oder nicht doch Mord? Kurzentschlossen nehmen die Schwestern die Ermittlungen selbst in die Hand – ihr Haus, ihre Regeln. All das vor den Augen eines zufällig anwesenden Hotelkritikers. Und der Pensionskatze: dem unsäglich hässlichen Sphynx-Kater Amenhotep. Das Chaos ist perfekt! 

Konny und Kriemhild sind Zwillinge, die das Leben erst auseinandergetrieben und schließlich wieder zusammengeführt hat. Ihr altes Elternhaus haben die beiden über 60-Jährigen zu einer Pension umgebaut und versuchen nun, auf diesem Weg ihre magere Rente aufzubessern. Bislang noch mit wenig Erfolg, aber sie bleiben zuversichtlich. 

Konny ist die lebenslustigere der beiden Zwillinge - sie hat sich nie fest gebunden, das Leben und die Männer genossen, die Feste gefeiert, wie sie fielen und einiges von der Welt gesehen. Dafür steht sie jetzt ohne nennenswerte Rente da, denn einen festen Beruf hatte sie nie. Als Nebenverdienst schreibt sie noch regelmäßig Beiträge für eine Kolumne in einer Ü-50-Zeitschrift - und diese Beträge werden hier als amüsante Einstimmung zu jedem Kapitel präsentiert.

Kriemhild ist die Ältere der beiden Zwillinge und vollkommen anders als ihre Schwester. Pflichtbewusst und strukturiert pflügt sie durch den Tag, meidet dabei nach Möglichkeit andere Menschen ("Ich bin sozial nicht kompetent genug, um mit Leuten, die mich langweilen, über Dinge zu sprechen, die mich nicht interessieren"). Kriemhild hängt an ihrem Mann, dem Kommodore - auch wenn der schon vor Jahren das Zeitliche gesegnet hat. Als Asche in der Urne redet er heute auch nicht viel weniger als früher, und so fühlt sich Kriemhild ihm immer noch nahe. 

Mit in dem alten Haus lebt noch der Nackt-Kater Amenhotep - ein selten hässliches und nicht immer friedvolles Vieh, das aber auch den Allergikern unter den Gästen keinen Anlass zur Klage bietet. Und Herr Hirsch wohnt auch mit unter diesem Dach, ein ehemaliger Bankbeamter, der den beiden rüstigen Damen seinerzeit den Kredit für den Umbau des Hauses zur Bed&Breakfast-Pension bewilligt hat. Seit seinem Schlaganfall ist Herr Hirsch noch nicht wieder ganz hergestellt, vor allem sprachlich zeigen sich noch deutliche Defizite. Während er alles versteht, was gesagt wird, findet er die richtigen Worte nicht mehr - er ist Aphasiker. Allein mit den beiden älteren Damen stellt das kein Problem dar, aber im Umgang mit Gästen - oder auch später mit der Polizei - führt dies zu allerlei skurrilen Situationen.

Auch die anderen Charaktere, die in diesem Krimi zumeist als Pensions-Gäste auftauchen, sind nicht immer einfach zu nehmen. Als der tote Musiker aufgefunden wird, kommt es zu immer mehr aberwitzigen Szenen, die ich teilweise sehr unterhaltsam fand. Trockener Humor und clowneske Momente geben sich hier ein Stelldichein, das oft passend, manchmal jedoch auch ein wenig überzogen wirkt. 

Der Krimianteil wäre sicher noch ausbaufähig, die Spannung bleibt hier doch ein wenig auf der Strecke. Allerdings machen die skurril-liebenswüridgen Charaktere das meist wieder wett. Als Krimödie geht der Roman in jedem Fall durch und mir bot er genau das, was ich mir erhofft hatte: eine locker-leichte Unterhaltung. 

Sonngard Dressler liest die ungekürzte Hörbuchausgabe (8 Stunden und 16 Minuten) unaufgeregt und souverän. Den einzelnen Charakteren verleiht sie durch ihre Stimmvariation einen Wiedererkennungswert - wobei mir v.a. die Darstellung des Herrn Hirsch gefallen hat. Den sächsischen Dialekt beherrscht die Sprecherin allerdings trotz aller Bemühungen nicht.

Alles in allem eine nette Krimi-Unterhaltung, die Lust auf mehr macht!

 

© Parden