Rezension

Jede Krise kann ein neuer Anfang sein.

Zwischen uns ein ganzes Leben - Melanie Levensohn

Zwischen uns ein ganzes Leben
von Melanie Levensohn

Jede Krise kann ein neuer Anfang sein.

Die Geschichte hat mich mit Menschen zusammengebracht, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Meine größte Sympathie gilt Béatrice. Ihr Job in einer Weltbank passt nicht wirklich zu ihr. Ihr Chef ist ein ekelhafter Zeitgenosse. Für ihren Freund zählen nur die Bedürfnisse seiner Tochter. Ich habe mich oft gefragt, ob er Béatrice überhaupt als Frau wahrnimmt.  Als sie die Sozialarbeiterin Lena kennenlernt, verändert sich Béatrices Leben. Sie kommt ihrer wahren Bestimmung näher. Sie besucht ehrenamtlich eine griesgrämige alte Frau. Was selbst Lena nicht für möglich gehalten hat: Béatrice und die alte Dame Jacobina entwickeln einen guten Draht zueinander. Jacobina hat einst ihrem sterbenden Vater ein Versprechen abnehmen müssen. Sie sollte herausfinden, ob ihre Halbschwester Judith den Holocaust überlebt hat. Nun bittet sie Béatrice darum. Die findet Gefallen an dem Auftrag. Hängt ihr ganzes Herzblut in die Suche. Das ist genau das, was mir an Béatrice so gut gefällt. Egal wie übel das Leben ihr mitspielt. Béatrice hat Interesse an den Bedürfnissen andere Menschen. 

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Mühelos gelingt der Autorin der Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit. In Montreal 1982 nimmt Jacobina ihrem sterbenden Vater ein Versprechen ab. In Washington 2006 beginnt die liebenswerte Béatrice ihr Leben zu ordnen. In Paris 1940 erleben wir die junge bezaubernde jüdische Judith. Vom Vater verlassen kümmert sie sich um ihre depressive Mutter. Sie jobt als Bibliothekarin. Dort lernt sie den gut situierten Christian kennen. 

Paris wird von deutschen Soldaten besetzt.

In dieser wunderschönen Familiengeschichte ist leider auch wieder der Holocaust ein Thema. Sie zeigt jedoch auch, dass jede Krise ein neuer Anfang sein kann. Nachdem Béatrice angefangen hat sich um Jacobina zu kümmern, hat ihr Leben eine positive Wende genommen. 

Jede Krise kann ein neuer Anfang sein. Auch griesgrämige alte Menschen haben eine Geschichte zu erzählen. Oftmals lassen sie ihre Fassade etwas bröckeln, wenn man sich Zeit für sie nimmt. Von der sinnlosen Judenverfolgung liest man in sehr vielen Romanen. Immer wieder lernt man besondere Menschen dadurch kennen. Noch heute werden Menschen gesucht. 

Diese emotionale Geschichte beschreibt verschiedene Schicksale, deren Ursprung überwiegend  dem Holocaust geschuldet sind. Auch wenn viele Jahre vergangen sind. Manche Dinge verjähren einfach nicht. Das ist auch gut so! Starke Frauen und Männer geben der Geschichte das, was wir zu jeder Zeit brauchen. Empathie. Ja, es gibt auch miese Charaktere in dieser Story. Aber, denen möchte ich in meinem Fazit keine große Beachtung mehr schenken. Lieber widme ich einer besonderen Begegnung am Ende ….

Danke Melanie Levensohn, für die wunderschönen Lesestunden!