Rezension

jeder findet sein Schicksal

Danyel - Sophie R. Nikolay

Danyel
von Sophie R. Nikolay

Bewertet mit 5 Sternen

„Das Schicksal ist nicht gerecht“, „das ist eben Schicksal“ – solche und ähnliche Sprüche gebrauchen wir in unserem Alltag recht häufig, doch was passiert, wenn das Schicksal greifbar wird? Danyel ist der, den wir so leichtfertig Schicksal nennen. Ein geheimnisvolles Wesen, das uns alle in der Hand hat. Ganz nach dem Motto nicht nur viele Wege führen nach Rom, sondern alle laufen dort zusammen, macht sich Kilian auf die Reise zu Danyel, um mit dem unbestechlichen Schicksal zu verhandeln.

 

Danyel weilt schon ewig auf der Welt, hat sich viel mit ansehen müssen und doch versteht er die Menschen und ihre Motive nicht. Tag um Tag kommen sie zu ihm gepilgert, erhoffen sich ein wenig mehr Lebenszeit, für sich oder ihre Lieben. Dabei scheint keinem bewusst zu sein, dass wir dem Ende niemals entkommen können. Noch dazu schaden sich die Menschen häufig selbst und nutzen ihre verfügbare Zeit nicht sinnvoll genug. Wieso sollte das Schicksal da gnädig sein? Und was ist wirklich gerecht? Alle gleich zu behandeln, den Zufall walten zu lassen, jeden erst genau kennen zu lernen? Diese Fragen werden im Buch immer wieder aufgeworfen und es gefällt mir gut, dass man zum Nachdenken angeregt wird. Die Leser müssen für sich selbst eine eigene Antwort finden und werden nicht in eine vorgefertigte Schiene geschoben.

 

Kilian ist ein mutiger junger Mann, der für seine Ziele und Träume zu kämpfen bereit ist und sich so auf das Schicksal einlässt, wie kaum jemand zuvor. Wird Kilian es gelingen, hinter die harte, emotionslose Schale des Schicksals zu blicken? Gibt es dort überhaupt etwas zu entdecken, außer Leere und Unendlichkeit?

Kilian und Danyel gemeinsam sind eine unglaublich interessante Kombination. Es gibt für den Leser immer wieder Neues zu entdecken und man kann mit fiebern, wer am Ende als Sieger aus der Situation gehen wird.

 

Der Schreibstil hat mir super gefallen, ich habe mich richtig mitgenommen gefühlt und konnte problemlos in die Geschichte eintauchen. Die Welt wird nicht beschönigt, man erlebt alle Facetten, die zu finden sind und durchlebt, gemeinsam mit den Protagonisten, ein Auf und Ab der Gedanken und Gefühle.

Besonders gut gefallen haben mir auch die erotischen Szenen im Buch. Sie sind sehr vielseitig und anregend gestaltet, mal eher zart oder liebevoll, mal eher dominant und etwas härter, aber in keinem Fall zu aufdringlich oder abstoßend. Neben der sich entwickelnden Liebesgeschichte gab es interessante Einblicke in die Arbeit und das Reich des Schicksals, wodurch man sich noch besser zu Recht finden konnte.

 

Das Buch hält was es verspricht – eine gelungene Mischung aus Drama, Spannung und Erotik. Mir hat „Danyel“ sehr gut gefallen und die thematisierten Gedanken rund um Gerechtigkeit, Willkür, Zufriedenheit und Glück werden mir wohl noch eine Weile durch den Kopf geistern.