Rezension

Jeder Geschichte hat ihre Wahrheit, jede Liebe ihren Preis

Ein Wort, um dich zu retten
von Guillaume Musso

Bewertet mit 5 Sternen

Guillaume Musso gehört zu den meistgelesenen Autoren Frankreichs Der neueste Roman mit dem deutschen Titel „Ein Wort, um dich zu retten“ - trifft den Inhalt nicht wirklich, im Original heißt der Roman viel besser „La Vie secrète des écrivains“, übersetzt „Das geheime Leben der Schriftsteller“. 

Der Schauplatz des Romans ist die Insel Beaumont (mit Abbildung auf Umschlaginnenseite), die man auf keiner Landkarte finden wird, denn sie ist eine Fiktion; als Vorbild diente die reale Insel Porquerolles, auf jeden Fall im Mittelmeer.

Die Hölle ist leer – die Teufel sind alle hier (frei nach Shakespeare): Der geheimnisumwitterte Schriftstellers Nathan Fawles, der seit 20 Jahren auf Beaumont lebt und mit einem Schlag seine Schreibarbeit gestoppt hat. Das Rätsel um die Ursache von Fawles Schreibverweigerung ist der eine Handlungsstrang; dieses Geheimnis möchte die Journalistin Mathilde lösen und nicht nur das. Der junge Raphaël, der sich selbst als hoffnungsvoller Schriftsteller sieht, bis dato aber völlig verlagslos und Audibert, er betreibt die einzige Buchhandlung auf der Insel, in der Raphaël zwischenzeitlich beschäftigt ist; beide sind dann auch schlussendlich schicksalhaft verbunden. Apollines geschundener Leichnam wird gefunden, an den ältesten Eukalyptusbaum der Insel genagelt. Diese wird von der Polizei abgeriegelt (vergleiche A. Christie). Eine Krimihandlung folgt. Wir werden erfahren, wer die Täter sind, und wer die Opfer und dass nichts ist, wie es scheint und ob die Guten unter der Wohltätermaske die wahren Teufel sind. 

Eine Liebeserklärung Mussos an die Literatur und das Schreiben:
Also beginnen wir zu streiten: Hat eine Erzählung nur die Funktion, der Sprache zu dienen? Oder ist es die wichtigste Qualität eines Schriftstellers, seine Leser durch eine gute Geschichte zu fesseln?

Etwas sehr Wahres: Auch wenn man nicht wusste, von wen der Text stammte, reichte die Lektüre einer Seite, um ihn als Verfasser identifizieren zu können.

Nathan Fawles spricht ein „großes Wort gelassen aus“: „Die einzige gerechtfertigte Beziehung zu einem Schriftsteller ist, seine Bücher zu lesen.“

Zum Schluss bekommen Mussos Kritiker und Leser noch ihr Fett ab. Nicht nur Journalisten schreiben eine positive Kritik, ohne die Geschichte begriffen zu haben, sondern auch viele Leser.

Magisches Lesevergnügen bis zur letzten Zeile.