Rezension

Jeder hat sein Päckchen zu tragen...

Der Gepäckträger - David Rawlings

Der Gepäckträger
von David Rawlings

Bewertet mit 4 Sternen

Drei unterschiedliche Passagiere, drei unterschiedliche Lebensgeschichten. Gillian, Mutter von drei Kindern, fliegt zur Hochzeit ihrer Nichte. Schon vor dem Zusammentreffen mit ihrer Schwester Becky möchte sie am liebsten wieder umkehren. Ihre perfekte Schwester, das ewig leuchtende Beispiel für gesellschaftlichen Erfolg und Zielstrebigkeit.
Michael, der nicht nur im Herzen ein Künstler ist, sondern auf diesem Gebiet auch besonderes Talent besitzt. Doch sein Vater hat ganz andere Pläne für seinen weiteren Lebensweg. Und zuletzt noch David, der um seinen Arbeitsplatz und seine Familie bangt. Diese drei Menschen tun nichts weiter, als am Flughafen den falschen Koffer zu nehmen. Die Auswirkungen auf ihr Leben könnten kaum folgenreicher sein.

Ein sehr nettes Büchlein, dass sehr charmant mit einer wirklich wichtigen Botschaft um die Ecke kommt und auch ein wenig zum Nachdenken anregt. Jeder Mensch spielt eine Rolle und gewährt anderen Menschen nur so viel Einblick, um ein bestimmtes Bild aufrecht zu erhalten. Und damit packen wir auch schon unser eigenes Gepäck. Wie wir jedoch mit unserem Gepäck umgehen ist die Entscheidende Frage.
Ist das Gras auf der anderen Seite wirklich immer grüner? Die Menschen, die wir beneiden - sehen wir auch, was diese "Errungenschaften" sie gekostet haben? Der eine musste für den beruflichen Erfolg vielleicht ein intaktes soziales Umfeld opfern. Für das große Haus mussten viele Schulden gemacht werden. Die Designerkleidung sprengt vielleicht den finanziellen Rahmen des Trägers.

Es ist nichts Schlechtes an Ehrgeiz. Aber wenn er das eigene Leben zerstört, ist er nicht mehr gesund. Wenn man vor lauter Kritik an sich selbst nicht mehr erkennt, was es Schönes und Liebenswertes im eigenen Leben gibt - bleibt nicht mehr übrig. Immer nur die Erwartungen Anderer erfüllen zu wollen und dabei seine eigenen Wünsche zu vernachlässigen - was bleibt dann am Ende noch für einen selbst übrig?

Mir hat das Buch mit diesem Hintergrund und diesen Aussagen insgesamt gut gefallen. Manchmal ist der Autor für meinen Geschmack ein wenig sehr ins kitschige abgedriftet, z.B. bei den "Lichtranken" in Gillians Geschichte. Die Aussage hinter dem Buch finde ich aber sehr wichtig und richtig. Wir sollten das alle ein wenig mehr im Blick behalten - denn die Wahrscheinlichkeit, dass uns auch ein Gepäckträger begegnet, ist doch recht gering.