Rezension

Jeder hat sein Päckchen zu tragen

Der Gepäckträger - David Rawlings

Der Gepäckträger
von David Rawlings

Drei Menschen nehmen denselben Flug, aber leider den falschen Koffer vom Gepäckband. Der dreifachen Mutter Gillian Short graut es vor dem Besuch bei ihrer perfekten Schwester Becky. Dem ehrgeizigen Geschäftsmann David Byrne droht den Verlust seines Jobs und seiner Frau. Der talentierte Michael Downer erhofft sich ein Sportstipendium, obwohl er eigentlich von einem Leben als Künstler träumt. Drei verwechselte Koffer, die vollgepackter sind, als ihre Besitzer glauben. Drei Menschen, die vor großen Herausforderungen stehen. Und ein junger Mann vom Gepäckdienst, der schon auf sie wartet.

Thema

Der Gepäckträger ist eine Erzählung über die Kunst, unbeschwert zu leben. Was uns belastet, ist nicht unser Gepäck, sondern die Entscheidung, es zu tragen. Thematisch verwand mit dem Buch "Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich", aber sehr viel überzeugender und nachhaltiger umgesetzt.

 

Meinung

Das helle, freundliche Cover ist zwar schlicht, aber dennoch sehr ausdrucksstark. Hier wurde das Motiv passend zum Thema ausgewählt. Sprache und Schreibstil sind erwartungsgemäß gekonnt, zeitnah und unkompliziert. Die Charaktere wurden überzeugend ausgearbeitet: Gillian ist oft unzufrieden, weil sie ihr Leben immer mit dem der anderen vergleicht (Der Rasen auf der anderen Seite ist halt immer grüner als der eigene), der aufbrausende David hat Job- und Eheprobleme, die ihm Magenbeschwerden bereiten, und der junge Michael, die dritte Person im Bunde, möchte seinen Vater nicht enttäuschen. Diese drei überforderten Menschen lässt David Rawling nun auf den freundlichen Gepäckboy treffen, der ihnen Rat gebend zur Seite steht. Da die Figuren sehr authentisch wirkten, konnte ich zu jeder eine emotionale Verbindung herstellen.

Der Gepäckträger ist eine charmante Erzählung, von der sich viele Menschen persönlich angesprochen fühlen oder sich sogar mit dem einen oder anderen Protagonisten identifizieren dürften. Dreh- und Angelpunkt der Story ist das Gepäckdepot, in dem die drei Reisenden ihre Koffer wieder abholen möchten. Für jeden der drei Personen bricht zunächst eine Welt zusammen, als sie bemerken, dass sie den falschen Koffer erwischt haben, denn sie sind auf den Inhalt angewiesen. Erst als sie zur Abholung ihres Gepäcks auf den Kofferboy treffen, wird einem bewusst, dass es hier um mehr als nur ein Vertauschen geht. Jeder macht dabei seine eigene Erfahrung mit dem Gepäckträger, der dabei helfen möchte, sich von einer quälenden Last zu befreien. Der einfühlsame Angestellte hält den Kofferbesitzern einen Spiegel vor, damit sie erkennen können, wie sie sich von ihrer Last befreien können, um ein glücklicheres Dasein führen zu können. Das Buch lässt sich wirklich sehr schön lesen und regt zum Nachdenken über das eigene Leben an.

 

Fazit

Eine hübsche Geschichte über drei Personen, deren persönliches Gepäck ihr Leben erschwert. Das Buch ist schnell gelesen, wirkt aber nach. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung, weil mir der Autor mit dieser Geschichte wunderschöne Lesemomente beschert hat. Das broschierte, 171-seitige Buch mit der ISBN 978-3-96362-150-5 kostet 12.95 € und erschien am 3. Juni 2020 im Verlag der Francke-Buchhandlung. Übersetzt aus dem australischen Englisch von Julian Müller.

 

Gut zu wissen

Als Sportjournalist und Werbetexter hat David Rawlings viel Erfahrung darin gesammelt, mit seinen Texten unterschiedliche Menschen anzusprechen. Sein Debüt-Roman »Der Gepäckträger« wurde 2019 mit dem Christy Award ausgezeichnet. Der Autor ist bekennender Christ, Vater von drei Kindern, liebt Sport und lebt mit seiner Familie in Adelaide, Australien.

 

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