Rezension

"Jeder lügt."

Während du schläfst - Kathryn Croft

Während du schläfst
von Kathryn Croft

Tara lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern Rosie und Spencer in einer friedlichen Nachbarschaft - bis sie nach ein paar Gläsern Wein morgens im Bett ihres (ebenfalls verheirateten) Nachbarn Lee aufwacht. Er selbst liegt erstochen neben ihr. Tara kann sich an nichts mehr erinnern. Hat sie Lee umgebracht? Und wenn nein, ist der Mörder jetzt hinter ihr her?

 

Ich muss zugeben, dass ich wirklich Probleme hatte, in die Geschichte hineinzukommen, obwohl mir der Schreibstil eigentlich ganz gut gefallen hat. Aus Taras Ich-Perspektive mit viel wörtlicher Rede wird im Laufe der Handlung fast jeder zum Verdächtigen. Trotzdem kam kein Thriller-Feeling bei mir auf, da ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, der Mörder könnte es noch auf jemand anderen als Lee abgesehen haben. Wenn er Tara hätte beseitigen wollen, wäre besagte Nacht ja wohl die beste Gelegenheit gewesen. Insofern ist "Während du schläfst" für mich eher ein Krimi, der aber nicht aus der üblichen Sicht der Ermittler erzählt wird.

 

Einerseits möchte Tara herausfinden, was in jener Nacht geschah, andererseits verhält sie sich gleich zu Beginn entsetzlich dumm und unüberlegt. Hauptthema des Buches sind Lügen, die sich wie ein Netz über alle Beteiligte spannen. Das wird schnell anstrengend, weil man einfach niemandem irgendetwas glauben kann. Dazu kommt dann noch die Klischee-Familie Taras mit dem untreuen Ehemann, dem ach-so-perfekten 11jährigen Sohn und der rebellischen Teenagertochter. Das ist leider genau so langweilig, wie es sich anhört. Auch die Beziehung der Hauptverdächtigen Tara zu Kommissar DCI Hunt wirkt völlig unglaubwürdig. Dessen ist sich die Autorin offenbar selbst bewusst, denn sie lässt ihre Protagonistin sagen, dass so etwas doch nur in Büchern und Filme passiert. Stimmt, das wäre hiermit wieder einmal bewiesen.

 

"Während du schläfst" wirkt auf mich sehr konstruiert, und das obwohl ich die Handlungen oft nicht nachvollziehen konnte. Wie bereits Crofts erstes Buch "Girl with no past" konnte mich auch dieses trotz interessanter Ansätze nicht überzeugen, so dass ich wohl kein weiteres Werk dieser Autorin lesen werden.