Rezension

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Jedes Buch hat seine eigene Geschichte

Das Geheimnis jenes Tages - Annette Dutton

Das Geheimnis jenes Tages
von Annette Dutton

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im Jahr 1984 muss die sechzehnjährige Nadine ihre zwei Jahre jüngere Schwester in den Osterferien auf eine Skifreizeit begleiten. Da Vanessa unter Asthmaattacken leidet, sah es der Vater als notwendig an, dass Nadine auf ihre Schwester aufpasst. Doch die war gerade schwer verliebt. Umso größer die Freude, als ihr Freund Thomas auftaucht. Er hatte sich heimlich bei der Freizeit angemeldet. Nach einigen Tagen steht bei der Gruppe eine Wanderung an. Doch das Wetter war umgeschlagen, und die Leute warnten sie vor diesem Trip. Peter Langen, der Gruppenleiter, ignoriert dies und sie machen sich auf den Weg. Und so geschieht, was vielleicht vorhersehbar war, ein Unglück, bei dem Nadines Schwester ihr Leben verliert. Fortan lebt Nadine mit der Schuld, sie hätte nicht genug auf Vanessa aufgepasst.

Der zweite Erzählstrang beginnt 1842 in Siebenlehn. Dort lebt die einundzwanzigjährige Amalie. Auf einer Sammeltour mit ihrer Mutter begegnet sie Herrn Dietrich, der sich ganz dem Studium der Pflanzenwelt widmet.
Amalie und Wilhelm Dietrich heiraten, bekommen eine Tochter, Charitas. Amalie ist wissbegierig und lernt von Wilhelm, während die kleine Tochter bei ihrer Mutter aufwächst. Doch als diese plötzlich stirbt, steht Amalie vor einem Chaos. Sie kann keinen Haushalt führen, geschweige ein Kind erziehen.

Es gibt gute und interessante historische Romane. Das neue Buch von Annette Dutton basiert auf das Leben der Amalie Dietrich. Hauptsächlich basieren die Informationen auf dem geführten Briefwechsel zwischen Amalie und Charitas. Amalie weilte über zehn Jahre in Australien, während Charitas in Deutschland blieb.

Was die beiden Frauen verbindet bzw. welch Schicksal hinter ihnen steht, erschließt sich mir nicht. Die Story hat mich zwar beeindruckt, allerdings nicht geflasht. Der Erzählstrang von Amalie Dietrich ist sehr ausführlich und deutlich beschrieben. Im Grunde genommen hätte die Autorin hieraus ein eigenes Buch schreiben können. Mir fehlte die Harmonie, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Durch die Kapitelüberschriften war man aber doch gleich informiert, auf welcher Zeitebene es nunmehr weiterging. 
Die Charaktere der Gegenwart waren blass, farblos und traten nicht in den Vordergrund. Sie waren halt da, mehr aber auch nicht. Was bei der Familie Dietrich nicht der Fall war, denn sie waren bildhaft beschrieben und von daher gut vorstellbar.

Hin und wieder stolperte ich über ein Wort, was mich irritierte. Ein Beispiel:
 Zitat S. 63/64
"Siebenlehn, 1849 ... "Wilhelm", sagte Amalie, "ich habe viele neue Erfahrungen gemacht, seit ich Siebenlhn verlassen habe. Ich bin ruhiger geworden, und ich denke heute über manches anders als noch vor einem Jahr. Vielleicht war ich zu überbordend in meinen Gefühlen, als ich einfach auf und davon bin und Siebenlehn hinter mir gelassen habe."
Das Wort habe ich fett markiert. Es mag Kleinkrämerei sein, doch mich hat es gestört. Zu kritisch? Aber bei dem Wort "überbordend" angewandt in der damaligen Zeit kamen mir dann doch Zweifel.

Fazit
 "Das Geheimnis jenes Tages" brachte mir die Person Amalie Dietrich näher, ich lernte ihr Wirken kennen. Sie war schon eine Persönlichkeit ihrer Zeit. Wer also war Amalie Dietrich? Der historische Hintergrund und eine aufschlussreiche Zusammenfassung befindet sich am Ende des Buches.
Die Geschichte zweier Familien, leider zu langatmig als spannend. Für mich eher mittelmäßig, da die Geschichte zwar informativ, aber nicht fesselnd ist und so habe ich das Buch - leider - des öfteren zur Seite gelegt.
Es stellt sich die Frage, ob die Autorin einfach zu viel gewollt hatte und daran gescheitert ist.

"Das Geheimnis jenes Tages" werde ich mit 3,5 Lesegenuss-Büchern bewerten, denn im Vergleich zu manch anderen Romanen ist es immer noch gut. Doch es reicht nicht an die vorherigen Werke von Annette Dutton heran.