Jedes Ende ist der Anfang von etwas Neuem - tolles Buch!
Bewertet mit 5 Sternen
In Wald erleben wir einen Tag aus der Perspektive von Marian, einer Modedesignerin, die sich nach ihrer geschäftlichen Pleite und dem darauffolgendem finanziellen und persönlichen Crash, vollkommen ausgeklinkt hat und nun in einem heruntergekommenen Haus auf dem Land ohne Geld versucht über die Runden zu kommen. In inneren Monologen dröselt Marian nach und nach die ganze Geschichte ihres Absturzes und ihrer Flucht auf das Land auf. Ihr neues karges Leben auf dem Dorf, in dem sie mit den Bauern aneckt und versucht sich weitestgehend selbst zu versorgen, wird ihrem luxuriösem und egozentrischem Leben als Modedesignerin in der Stadt gegenübergestellt.
Aus meiner Sicht ist es das Buch aber mehr als nur die - momentan beliebte - Gegenüberstellung von "einfachem" Landleben und "exaltiertem, ungesunden" Stadtleben. Es geht darum, wie man sich seinem Leben mit allen getroffenen Entscheidungen und auch Fehlern stellt, wie man mit dem persönlichen Scheitern umgeht und wie das die eigenen Werte verändern kann.
Sprachlich hat das Buch mich unglaublich in seinen Bann gezogen: Es ist so fließend als innerer Monolog geschrieben, dass es sich anfühlt, als würde man Marian ihre Geschichte erzählen hören. (Herrlich sind auch die vielen kleinen Einsprengsel in österreichischem Dialekt!) Allerdings muss man beim Lesen ein bisschen aufpassen, da im Erzählten häufig zwischen den Zeitebenen des früheren und jetzigen Lebens gesprungen wird. Ich fand es aber so spannend, dass ich es innerhalb kürzester Zeit regelrecht verschlungen habe.
Wald ist ein ganz großartiges Buch über das Scheitern und das Neubeginnen.