Rezension

Jetzt schon mein Buch des Jahres!

Die Sprache des Wassers - Sarah Crossan

Die Sprache des Wassers
von Sarah Crossan

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Sprache des Wassers“ von Sarah Crossan, in Deutschland erschienen im mixtvision Verlag, ist ein echter Geheimtipp unter den Erscheinungen des letzten Jahres!

Dabei fällt es mir schwer, die Geschichte auf eine Alters- oder Lesergruppe einzugrenzen. Für Erwachsene ist es auf jeden Fall eine tolle Lektüre für zwischendurch, für Jugendliche aber schon recht anspruchsvoll.

Das besondere an „Die Sprache des Wassers“? Es ist durchgehend in gebundener Sprache geschrieben, erinnert also an Lyrik, aber es ist nicht gereimt und auch ansonsten ist es ein Prosatext, der in diese gebundene Sprache „umgeschrieben“ wurde. Dadurch entsteht eine ganz neue, noch nie bei einem Buch empfundene Intensität. Durch die Art der Sprachgestaltung sind sprachliche Wendungen und Verdichtungen möglich, die in einem normalen Prosatext umständlich vieler Worte bedurft hätten. Hier allerdings schafft Sarah Crossan es, in ganz wenigen Kapiteln mit ganz wenigen Worten ganz viel zu sagen und das Gefühlsleben ihrer Protagonistin in aller Tiefe zu schildern.

Diese heißt Kasienka, ist 12 Jahre alt und gebürtige Polin. Sie muss mit ihrer Mutter nach England auswandern, wo diese den Vater sucht, der die Familie verlassen hat. Und in England findet Kasienka dann auch ihren Vater. Aber auch eine neue Liebe. Und ihre Leidenschaft, das Schwimmen. Und auch ein Stück Heimat. Aber sie muss sich gegen viele Hindernisse durchsetzen: Ihre depressive Mutter, die jeden Halt im Leben verloren hat und die Mädchen in der Schule, deren Mobbing sie schutzlos ausgeliefert ist.

Obwohl die Geschichte sich (jugendbuchtypisch) am Ende doch relativ in Wohlgefallen auflöst, driftet sie aber niemals ins Kitschige ab. 

In gewisser Weise bricht das Buch damit mit allen Erwartungen, die man daran haben kann, sprachlich und inhaltlich. Das Motiv der Liebe ist hier so klug eingesetzt, um Kasienka und den Leser etwas über das Leben lernen zu lassen und schließlich ihre Heimat zu finden, sodass es einen auch selbst mit einem wohligen Gefühl zurücklässt.

Ein wirklicher Geheimtipp, eine tolle Aufmachung übrigens auch (Format und Cover, nichts ist an diesem Buch „normal“), „Die Sprache des Wassers“ bekommt einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal!