Rezension

Jo und ihr "Phantom"

Meeresschatten - Leonie Jockusch

Meeresschatten
von Leonie Jockusch

INHALT:

Die 17-jährige Johanna - genannt Jo - ist glücklich als ihre Eltern jobbedingt beschließen nach England auszuwandern. Ihr Bruder und ihre Eltern ziehen nach London, Jo jedoch zieht es zurück an den geliebten Ferienort ihrer Kindheit: Nach Silver Glenn.

Silver Glen ist ein kleines englisches Küstenstädtchen, dass für Jo durch die vielen vergangenen Familienurlaube zu einer zweiten Heimat geworden ist. Dort kann sie nicht nur mit einer sehr lieben Pflegefamilie und tollen Freundinnen leben, sondern ist ihrem geliebten Meer so nahe wie nur möglich. Als sie wieder einmal - wie magisch davon angezogen - mit ihren Freundinnen Kate und Ellen an ihrem Lieblingsstrand am Meer sitzt entdeckt sie an den Klippen des Fernhills - die Silhouette eines kletternden Jungen. Als dieser in den schwindelerregenden Höhen jedoch plötzlich wieder verschwunden ist und ihre Freundinnen bestreiten, dass sich dort überhaupt jemand aufhalten kann, geht es Jo nicht mehr aus dem Kopf ihr "Phantom" ausfindig zu machen.

In den nächsten Tagen taucht dieses immer wieder in ihrer Nähe auf, jedoch ohne ihr das Gesicht zuzuwenden. Als der Junge ihr schließlich auflauert und ihr droht den Klippen ja nicht mehr zu nahe zu kommen stachelt er die verwirrte Jo damit nur noch mehr an hinter sein Geheimnis zu kommen. Und das beginnt schneller als erwartet, nämlich als Jo in ihrem geliebten Meer zu ertrinken droht und der schöne Fremde ihr das Leben rettet...

 

EIGENE MEINUNG:

Die Charaktere in "Meersschatten" waren für mich sehr entspannend und schön beschrieben. Hier war keine Spur von naivem kleinem Mädchen, sondern von jungen Erwachsenen, die wie jeder von uns noch dazulernen! Diese Entwicklung der Personen und ihr natürlicher Umgang und ihr Wachsen an gemeinsamen Erlebnissen waren für mich auch im Laufe des Buches zu spüren. Sehr schön fand ich auch, dass Jo sich auch auf Menschen in ihrer Umgebung - teils auch unter Schwierigkeiten die einem selbst bekannt sind - einlässt und nicht allein ist. Gerade ihre besondere Beziehung zu ihrem Bruder und seiner Rolle in der Geschichte, obwohl er in London lebt, fand ich wunderschön! Gegen Ende der Geschichte hat mich allerdings das Verhalten von Jos Gastfamilie gegenüber ihrer minderjährigen Schutzbefohlenen schon etwas irritiert...

Die Handlung selbst war für mich flüssig und trotz der, von mir nicht bevorzugten, Ich-Perspektive von Jo sehr schön geschrieben. Gerade die kurzen Kapitel haben mich eher dazu annimiert weiter zu lesen, weil ich mich immer wieder selbst damit überlisten konnte, dass ich nach dem nächsten kurzen Kapitel auch sicher aufhören würde! Überraschend kam es für mich auch, dass sich nach dem ersten großen Spannungsanstieg danach sogar noch ein zweiter Höhepunkt anschloss! Es gibt zwar Geschichten mit mehr Tiefgang, aber auch weit weniger witzige, romantische und ehrlichere!!

Als kleinen Wehmutstropfen für mich muss ich jedoch das, meiner Meinung nach etwas zu kurz geratene, Ende nennen. Da hätte ich mir kein Ende über eine längere Zeitspanne, sondern schlicht einen ausführlicheren Abschluss gewünscht. Ich will jedoch auch noch einen besonderen Moment für mich in diesem Buch erwähnen: Der schöne Moment in dem sich mir die Bedeutung des Buchtitels erschloss war schlicht mit einem Aufseufzen verbunden!

Das Cover ist für mich eines der schönsten und berührendsten das ich seit langem gesehen habe! Es ist weder kindlich noch romantisch und das schönste finde ich, dass es dem Leser die Freiheit lässt sich die Welt des Buches und der Menschen darin frei zu erträumen. In meiner Phantasie stehe ich hinter Jo und blicke mit ihr auf ihre Geschichte...und dann habe ich das Glück dieses Buch aufschlagen und darin versinken zu können!

Aber auch die restliche Gestaltung des Buches ist für mich tatsächlich unübertroffen! Das beginnt bei den ersten silbernen Seiten und zieht sich durch das ganze Buch über die traumhafte Inhaltsangabe auf tiefschwarzem Grund, die liebevoll gezeichnete Karte von Silber Glenn, die individuellen Meerestiere und Muscheln über jedem Kapitel, bis hin zu dem Einstieg in jedes dieser mit je einem zweiseitigem schwarzweißen stimmungesvollen Meeresbild zum verschnörkelten Kapitelnamen. Dies hat schon vor dem ersten Satz eines Kapitels meine Phantasie Purzelbäume schlagen lassen!

Vor Beginn des Buches war es für mich auch unendlich enspannend zu wissen, dass es sich hierbei um einen Einzelroman handelt und nicht wieder um eine Trilogie oder gar eine ganze Reihe der man folgen und auf die man warten muss... Welch Irrtum! Ich wünschte ich könnte weiter lesen - zur Not auch nach einer Wartezeit :)

 

FAZIT:

Für mich ist "Meersschatten" ein wundervolles Buch für alle Leser von Jugendbüchern und Fantasy, auch für alle Meeresliebhaber! Dieses Buch bietet einfach alles: Freundschaft, Familiezugehörigkeit, große Gefühle, Geheimnisse, und Mythen - und das alles so realistisch als könnten auch wir jederzeit in einen solchen Strudel gezogen werden!