Rezension

Journalismus-Roman

Der Einfluss der Fasane -

Der Einfluss der Fasane
von Antje Rávik Strubel

Bewertet mit 2.5 Sternen

Antje Rávik Strubel präsentiert in ihrem Roman „Der Einfluss der Fasane“ die Journalistin Hella Karl als Hauptfigur. Die hat einen Zeitungsartikel geschrieben. Über einen gefeierten Berliner Theater-Intendanten. Und hat eben diesen sexueller Übergriffe auf Frauen beschuldigt. Eine Frau soll er zur Abtreibung gedrängt haben.

Doch als dieser kurz nach Erscheinen des Artikels sich selbst tötet, bricht über Hella Karl ein Shitstorm aus. Immer mehr gerät ihr bisheriges Leben aus den Fugen. Ob die Vorwürfe gegenüber dem Theater-Intendanten korrekt sind, ist nur noch am Rand Thema, vielmehr geht es um Hella Karls Karriere und den Umgang mit den Vorwürfen gegen sie selbst.

Hella Karl geht zunächst professionell mit den Vorwürfen um – so professionell, wie es beim Boulevard-Journalismus eben sein kann. Das heißt: Sie macht die Witwe ausfindig, nimmt Kontakt auf – will ein Interview mit ihr. Sicherlich nicht nur, um sich selbst reinzuwaschen, sondern auch um einen Knaller zu bringen.

Der Roman beginnt direkt mit der Todesnachricht – und Hella Karls Interesse daran. Erst nach und nach erfährt man, was alles dahinter steckt – und Hella Karl wird einem von Mal zu Mal unsympathischer. Und das nicht  – oder nicht nur -, weil Hella Karl selbst Schuld an dem Tod des Theaterintendanten haben könnte, sondern weil die Journalistin sich immer mehr als Karrieristin entpuppt, die kaum Grenzen kennt. Ihre Hybris ist enorm. Sie selbst feiert sich als Sprachkünstlerin – immer auf der Suche nach den richtigen Worten für ihre Artikel. Dass sie suspendiert wird, kann sie kaum aufhalten.

Bass erstaunt ist man dann aber, wenn eben jene sich selbst feiernde Journalistin beim Empfang der Bundeskanzlerin einen Wortschwall von sich gibt, für den die Bezeichnung albern noch viel zu hoch gegriffen ist. Überhaupt dieser Empfang: Braucht man einen Beweis, dass Antje Ravik Strubels Roman literarisch wenig ambitioniert ist, so bietet sich zuallererst diese Szene an.

Man kann sicher nicht so weit gehen wie Sigrid Löffler, die in ihrer Rezension in der Süddeutschen Zeitung Strubel einen literarischen Tiefpunkt (genauer: Nullpunkt) attestiert. Allerdings ist Hella Karl als Hauptfigur so selbstverliebt und egozentrisch, dass es kaum möglich ist, ihr irgendetwas abzugewinnen, egal wie ungerechtfertigt die Vorwürfe gegen sie sein könnten. Und damit verliert man das Interesse daran, ob Hella Karls sich aus dem Tief wieder selbst herausziehen kann, ob die Beziehung mit ihrem Mann das überlebt.

Da ist es nicht verkehrt, sich einfach das Hörbuch anzuschaffen, um im Parlando-Stil den tiefen Fall der Hella Karl mitzuerleben.