Rezension

Just another fu... tree

Fünf - Ursula Poznanski

Fünf
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 3 Sternen

Es beginnt mit einer toten Frau auf einer Kuhweide, doch da endet es noch lange nicht. Beatrice Kaspary und Florin Wenninger heißen die beiden Ermittler der Salzburger Polizei, die hier vorgestellt werden, und die sich in einen Fall ziehen lassen müssen, der eher einer Schnitzeljagd gleicht. Auf den Fußsohlen der toten Frau befindet sich eine frische Tätowierung mit Koordinaten - und diese Koordinaten führen sie zu weiteren und weiteren und noch weiteren. Nichts Schönes lässt sich dort finden, in diesen Geocaches; genau das tut der Mörder der Frau: Er führt Beatrice und Florin wie beim Geocaching von einem Ort zum nächsten. Sie müssen seine Rätsel lösen, dürfen dabei Leichenteile einsammeln, sich von dem Täter in Geocachersprache verhöhnen lassen. TFTH lernen sie, ist die Abkürzung für Thanks for the hunt, doch lange Zeit ist nicht klar, wer hier Jäger und Gejagter ist.

Doch dann scheinen sie vor einem Durchbruch zu stehen. Eines der Opfer, zu denen sie der Täter führt, hat überlebt. Kann er ihnen helfen, den Mann zu schnappen, der seine Opfer quält und foltert auf schrecklichste Weise? Die Zeit wird knapp, denn mittlerweile hat sich der Mörder auf Kaspary eingeschossen, die selbst ein Bündel von Schuldgefühlen durch einen Jahre alten Mordfall mit sich herumträgt. Er schickt ihr SMS, er baut eine Art Kommunikation zu ihr auf ... doch reicht das, um ihn zu schnappen?

Eigentlich ist das ein interessantes Thema und die Umsetzung ist auch nicht unspannend. Leider macht die Autorin - deren Schreibstil wirklich gut ist - vieles durch das ewig durchgekaute Privatleben ihrer Ermittlerin kaputt und zerstört auch jede Menge Sympathiepunkte. Immer, wenn es gerade spannend wurde, nahm sie die Fahrt aus der Story, indem sie mit Kasparys Ex langweilte, der sie dauernd anruft oder wegen der Kinder nervt. Und hier ist auch ein großer Kritikpunkt, den ich in Bezug auf Beatrice Kaspary habe: Sie nervt. Sie hat definitiv keine Zeit für die Kinder, und egal, wie sie es ausdrückt, in der Hinsicht hat ihr Exmann Recht - sie schiebt die Kinder ständig zu ihrer Mutter und ihrem Bruder ab. Ist ja irgendwie auch klar, bei einem Mordfall kann man nicht einfach mal von acht bis sechzehn Uhr arbeiten und dann nach Hause gehen. Genauso klar ist aber auch, dass man sich in dem Fall entscheiden sollte, was wichtiger ist: Job oder Familie. Beides als alleinerziehende Mutter unterzubringen geht in dieser Art von Beruf nicht. Dazu kommt, dass mir Kaspary auch ansonsten unsympathisch wurde. Sie ist kein Teamplayer, sie ist zickig, sie hat mich oft genervt. Es half nicht, dass als Gegenpol Florin aufgebaut wurde, der so glatt ist, dass ich ständig abrutschte, wenn ich versuchte, ihn zu greifen. Zu gut, zu verständnisvoll, zu besonders ist er. Er hört klassische Musik, ist reich, schämt sich aber dafür, kann kochen wie ein Weltmeister, trägt Beatrice auf Händen und wirft sich für sie ins Feuer der Missbilligung ihres Vorgesetzten und ... brrr. Einfach brrr.

Fazit: Hätte mehr Straffung und Konzentration auf den Fall und eine sympathischere Hauptperson vertragen können.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 26. Januar 2015 um 00:46

Puh, du bist aber gemein gegenüber berufstätigen Frauen in einer verantwortungsvollen Position :-(.  Was ist denn mit den Herren der Schöpfung, müssen sie sich auch entscheiden zwischen Kindern und Karriere? Was das Buch angeht, hätte ich mir das Ganze unblutiger gewünscht und Poznanskis Dystopien sind um Längen besser, da hast du einfach recht.