Rezension

Kafka goes Dante

Stadt der Schmerzen - Edith Kneifl

Stadt der Schmerzen
von Edith Kneifl

Bewertet mit 4 Sternen

Die Wiener Kellnerin Katharina Kafka und ihr Travestiekünstlerfreund Orlando mit Hang zum Sisi-Look reisen zur Beerdigung von Orlandos Vater nach Florenz. Doch noch vor der Beerdigung wird Orlandos Cousin in der Kühlkammer der Metzgerei ihres gemeinsamen Onkels mit einem Fleischerhaken abgemurgst. So harmonisch scheint es in Orlandos Familie nicht abzugehen. Einige Familien-Intrigen werden aufgedeckt. Und es werden weitere Morde geschehen. 

Trotzalledem machen Kafka und Orlando Urlaub a la Dolce Vita excellente. Der Leser wird direkt nach Florenz entführt. Heißes Wetter, leckeres Essen, Flirts, und Kultur pur. Denn Kafka ist eigentlich (Kunst-)Historikerin und ist sehr interessiert an den Kirchen, Kappellen, Denkmälern und der intrigenumwobenen Geschichte der Medici. Aber Florenz heißt auch: DANTE! Seine Commedia, seine Ideen vom Purgatorium und der Hölle spiegeln sich in vielen Bauten wieder. Man liest quasi einen kleinen, wissenschaftlich-anmutenden Reiseführer. *Fernweh*

Und die Krimi-Geschichte selbst ist ja auch höchst diabolisch. In der Parfürmerie der Familie Orlandos entdecken Kafka und Orlando kleine Romni-Mädchen, die illegal Parfüme fälschen. Es geht um Verschleppung, Mädchen-Handel, Zwangsprostitution und co. -Als Leser lernt man auch ein wenig über den Glauben der Roma. - Und in all das ist Orlandos Verwandtschaft verwickelt. Vielleicht gibt es da sogar einen Zusammenhang zwischen Fälscherei und den Morden. Bandenkonflikte zwischen rumänischer und italienischer Mafia. Und so ermitteln unsere beiden Hobbydetektive, bis sie fast selbst zum Opfer werden.

Zu 2/3 ist der Krimi eine sehr spannende Mischung aus Krimi und Urlaubslektüre, mit einem großen Teil Kulturwissen, nahezu perfekt- DOCH am Ende hatte ich das Gefühl, dass ihm die Puste ausging. Plötzlich war alles klar und der Fall gelöst. Aber kein Wunder bei der Hitze!